19.10.2024
Mordfall nach 32 Jahren: Angeklagter bestreitet Vorwürfe in Hamburg

Cold Case: Angeklagter bestreitet Mord an Blumenhändler vor 32 Jahren

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem gewaltsamen Tod eines Blumenhändlers in Hamburg-Horn hat am 9. September 2024 der Prozess gegen einen 53-jährigen Mann begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord aus Habgier vor. Der Angeklagte, ein Rumäne, bestreitet die Vorwürfe vehement durch seine Verteidigerin, die vor der Strafkammer des Landgerichts erklärte, dass es keine belastenden Beweise für die Tat gebe.

Der Mordfall im Detail

Der mutmaßliche Mord ereignete sich im März 1992, als der 60-jährige Blumenhändler in seiner Wohnung angetroffen wurde. Angehörige hatten ihn vermisst und schließlich tot aufgefunden. Die Ermittlungen ergaben, dass der Angeklagte und das Opfer zuvor gemeinsam Alkohol konsumiert hatten. Im Verlauf eines Streits soll der Angeklagte dem Blumenhändler mit einer Rumflasche auf den Kopf geschlagen, ihn gefesselt und geknebelt haben, bevor er ihn mit einem Bettlaken erdrosselte. Nach der Tat entkam der Angeklagte mit den Tageseinnahmen des Blumenhändlers, die auf 1500 bis 2000 D-Mark geschätzt werden.

Ermittlungen und DNA-Treffer

Trotz intensiver Ermittlungen konnte der Fall damals nicht aufgeklärt werden. Die Polizei führte über die Jahre hinweg mehrere kriminaltechnische Untersuchungen der gesicherten Spuren durch. Im Mai 2023 kam es schließlich zu einem entscheidenden Durchbruch: Eine DNA-Treffer-Meldung aus Italien führte zu einem europäischen Haftbefehl. Der Angeklagte wurde im Oktober 2023 in Großbritannien festgenommen.

Prozessverlauf und Verteidigung

Der Prozess wird als besonders herausfordernd angesehen, da die meisten Zeugen aus dem Umfeld des Opfers mittlerweile verstorben sind. Die Verteidigung argumentiert, dass der Blumenhändler homosexuell war und häufig junge Männer in seiner Wohnung empfing, was die Möglichkeit eröffnet, dass der Angeklagte zwar anwesend war, jedoch nicht der Mörder ist. Es sei kein Beweis dafür vorhanden, dass er den Blumenhändler getötet habe, und die Verteidigerin betont, dass sich ein Mord aus Habgier nicht beweisen lasse. Ein Totschlag verjährt nach 20 Jahren, ein Mord jedoch nie.

Öffentliche Reaktionen und Medienberichterstattung

Die Berichterstattung über den Fall hat in der Öffentlichkeit großes Interesse geweckt, nicht zuletzt aufgrund der langen Zeitspanne zwischen der Tat und dem Prozessbeginn. Experten und Kriminologen diskutieren die Herausforderungen, die mit der Aufklärung von Cold Cases verbunden sind, und die Bedeutung moderner forensischer Techniken, die in diesem Fall zur Identifizierung des Angeklagten führten.

Ausblick auf den weiteren Verlauf des Prozesses

Das Landgericht hat insgesamt sieben Prozesstermine angesetzt, um die Beweise zu prüfen und die Aussagen der wenigen verbliebenen Zeugen zu hören. Der Ausgang des Verfahrens bleibt ungewiss, und sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung bereiten sich auf eine intensive Auseinandersetzung vor Gericht vor.

Die Schwere der Vorwürfe und die lange Zeitspanne seit der Tat werfen Fragen auf über die Gerechtigkeit und die Möglichkeiten, die das Rechtssystem bietet, um auch nach vielen Jahren noch für Klarheit zu sorgen.

Quellen: Zeit Online, NDR, Stern.

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