September 20, 2024
Flutkatastrophe trifft Volkswagen und Industrie in Polen schwer

Volkswagen-Werk in Polen nach Flut gestoppt

Die Flutkatastrophe in Mittel- und Osteuropa hat erhebliche Auswirkungen auf zahlreiche Unternehmen, insbesondere in der Automobilindustrie. Volkswagen hat bekannt gegeben, dass die Produktion in einem seiner Werke in Polen aufgrund von Lieferengpässen eingestellt werden muss. Obwohl das Werk in Poznan nicht direkt von den Überschwemmungen betroffen ist, sind die Lieferungen von Bauteilen, die aus einer überfluteten Fabrik eines Zulieferers in Tschechien stammen sollten, unterbrochen.

Ein Sprecher von Volkswagen erklärte, dass die Produktion in Poznan, wo das Modell Caddy hergestellt wird, aufgrund der eingeschränkten Lieferfähigkeit einiger Zulieferer angepasst werden musste. Die Schichten von Donnerstag bis einschließlich Montagmittag wurden abgesagt. Ein weiteres Werk in Wrzesnia, wo der VW Crafter produziert wird, bleibt von diesen Produktionsausfällen unberührt.

Die Flut hat nicht nur Volkswagen getroffen. Laut Berichten sind mittlerweile mehr als ein Dutzend Zulieferer von den Folgen der Naturkatastrophe betroffen. Der schwere Regensturm Boris hat dazu geführt, dass die Flüsse Oder, Donau und Elbe über die Ufer getreten sind, was zu weitreichenden Überschwemmungen in Städten in Tschechien, Österreich, Südpolen sowie in Ungarn und Rumänien geführt hat.

In der tschechischen Stadt Ostrava sind mehrere Industrieanlagen überflutet worden, darunter ein Chemiewerk des ungarischen Unternehmens Borsodchem und eine Produktionsstätte der Kokerei OKK Koksovny. Luftaufnahmen zeigen das fast vollständig überflutete Werksgelände von Borsodchem, das zwischen der Oder und einer Bahnlinie liegt. Auch der Güterbahnhof von Ostrava wurde von den Wassermassen getroffen.

Die Auswirkungen der Flut sind weitreichend. In Opava musste der amerikanische Pharmahersteller Teva die Produktion vorübergehend einstellen. Zudem wurde ein Werk des deutschen Technologiekonzerns Bosch in der tschechischen Stadt Krnov, wo Heiz- und Kondensationsboiler hergestellt werden, ebenfalls betroffen. In Polen wurde der amerikanische Autozulieferer Henniges von den Überschwemmungen getroffen. Der Lieferkettendatendienstleister Everstream Analytics berichtete, dass insgesamt elf Produzenten aus verschiedenen Branchen, darunter Chemie, Autozulieferung, Pharma, Lebensmittel und Maschinenbau, von der Flut betroffen sind.

Die Naturkatastrophe hat die Wirtschaft an mehreren empfindlichen Stellen getroffen. Neben der Produktionsaussetzung in den überfluteten Fabriken kommt es zu weiteren Lieferengpässen, da Bahnlinien und Straßen blockiert sind und Flüsse für die Schifffahrt gesperrt wurden. Auch die Belegschaft leidet unter den Folgen der Flut, da viele Mitarbeiter ihre Arbeitsstätten nicht erreichen können oder sich um ihre überschwemmten Häuser kümmern müssen. In Opava mussten 10.000 Einwohner auf Anweisung der Behörden ihre Wohnungen verlassen, und die Regierung hat Militärpolizisten eingesetzt, um Plünderer zu stoppen.

Volkswagen steht in ständigem Austausch mit seinen Zulieferern in den betroffenen Regionen und prüft die Lage fortlaufend. Gemeinsam mit den Partnern bemüht sich der Konzern, die Teileversorgung schnellstmöglich wiederherzustellen, um die Auswirkungen auf die Produktion so gering wie möglich zu halten.

Die Situation verdeutlicht die Anfälligkeit der globalen Lieferketten, insbesondere in Krisenzeiten. Die Automobilindustrie, die bereits mit Herausforderungen wie der Umstellung auf Elektromobilität und der Chipkrise konfrontiert ist, sieht sich nun zusätzlich mit den Folgen der Naturkatastrophe konfrontiert. Die Branche wird sich anpassen müssen, um die Produktion aufrechtzuerhalten und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Die Flutkatastrophe hat somit nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen, sondern auch langfristige Konsequenzen für die gesamte Branche, die sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen könnten.

Quelle: F.A.Z.

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