Im Sommer dieses Jahres sorgte die erstmalige Sichtung eines Wolfes auf der Nordseeinsel Norderney für Aufsehen. Wie die Zeit (Zeit Online, 15.11.2024) berichtet, ist es um das Raubtier auf der Insel inzwischen ruhig geworden. Doch nun führt die Spur des Wolfes zurück aufs Festland. Mitte Juli, wenige Tage nach seinem letzten Nachweis auf Norderney, riss der Wolf ein Schaf bei Friederikensiel in der Gemeinde Wangerland. Benedikt Wiggering, Biodiversitätsexperte der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Wilhelmshaven, bestätigte, dass der Riss genetisch eindeutig dem Norderneyer Wolf zugeordnet werden konnte. Eine DNA-Analyse der am Festland gefundenen Spuren stimmte mit einer auf Norderney gesammelten Haarprobe überein. Dies deckt sich mit einem Bericht der „Ostfriesen-Zeitung“.
Die erste Sichtung des Wolfes auf Norderney erfolgte Ende Juni. Aufnahmen von Wildtierkameras vom 6. und 20. Juni dokumentierten die Anwesenheit des Tieres. Weitere Sichtungen folgten im Juli, kurz vor dem Vorfall in Friesland. Eine DNA-Analyse der Haarprobe ergab, dass der junge Rüde im vergangenen Jahr in einem Rudel in Belgien geboren wurde.
Die letzten gesicherten Nachweise des Wolfes stammen vom 17. und 19. August. Ob es sich dabei um dasselbe Tier handelt, das im Juni auf Norderney gesichtet wurde, ist laut Wiggering nicht mit absoluter Sicherheit zu sagen. „Wir können es anhand der Fotos nicht genau sagen“, so der Experte gegenüber der Zeit. Es sei möglich, dass der Wolf den Weg zurück aufs Festland fand, Gewissheit gebe es jedoch nicht.
Über den Weg des Wolfes auf die Nordseeinsel wurde viel spekuliert. Experten des Nationalparks und Jäger vermuten, dass das Tier bei Niedrigwasser über das Watt vom Festland auf die Insel gelangte. Wölfe sind bereits seit Längerem an der niedersächsischen Küste präsent.
Die Distanz zwischen der Sichtung auf Norderney und dem Riss in Friesland – rund 40 Kilometer Luftlinie – hält Wiggering für nicht ungewöhnlich. Junge Wölfe legen auf der Suche nach einem neuen Revier oft weite Strecken zurück. Laut Nationalparkverwaltung können sie bis zu 80 Kilometer am Tag laufen. „Dann ist es nicht so ungewöhnlich, dass ein Tier in ein Gebiet geht und dann wieder verschwindet. Das sind Erkundungsgänge“, erklärt Wiggering. Seit dem 19. August ist es um den Wolf auf Norderney still geworden. Das Monitoring mit Wildtierkameras wird jedoch fortgesetzt.
Bisher gab es auf Norderney keine gemeldeten Annäherungen des Wolfes an Nutztiere oder Menschen. Die Nationalparkverwaltung sah daher keinen Anlass, das Tier einzufangen. Wölfe sind streng geschützt. Eine Fang- oder Abschussgenehmigung kann nur in Ausnahmefällen erteilt werden.
Quellen:
- Zeit Online, 15.11.2024: Raubtier auf Insel: Norderneyer Wolf für Riss am Festland verantwortlich
- Stern, 15.11.2024: Raubtier auf Insel: Norderneyer Wolf für Riss am Festland verantwortlich
- Tageblatt, Norderneyer Wolf für Riss am Festland verantwortlich
- Goslarsche Zeitung, Norderneyer Wolf für Riss am Festland verantwortlich
- Neue Osnabrücker Zeitung, 09.11.2024: Norderney-Wolf pendelt zwischen Insel und Festland
- General-Anzeiger, 09.11.2024: Norderney-Wolf pendelt zwischen Insel und Festland