Nordrhein-Westfalens Kindertagesstätten befinden sich in einer schwierigen Lage. Die Zahl der betreuten Kinder ist so hoch wie nie zuvor, gleichzeitig kämpfen die Einrichtungen mit anhaltendem Personalmangel und Finanzierungslücken. Wie die Zeit berichtet, herrscht im Kita-System in NRW große Unruhe. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) zitiert das NRW-Familienministerium, welches von einer doppelten Herausforderung spricht: der finanziellen und der personellen, also dem Fachkräftemangel. Das Ministerium betont die Notwendigkeit, das System zu stabilisieren und verlässlicher zu gestalten.
Laut dpa und dem NRW-Familienministerium werden im laufenden Kindergartenjahr über 764.000 Kinder in Kitas und in der Kindertagespflege betreut, darunter mehr als 221.000 Kinder unter drei Jahren. Diese Rekordzahlen unterstreichen den anhaltend hohen Bedarf an Betreuungsplätzen. Dieser Bedarf steigt weiter, so dass der Ausbau der Betreuungsplätze weiterhin vorangetrieben werden muss. Obwohl auch die Zahl der Fachkräfte wächst, reicht dieser Anstieg nicht aus, um den Bedarf zu decken. Das Ministerium nennt als Gegenmaßnahmen unter anderem das neue Ausbildungsmodell „Qualifizierter Quereinstieg in die Kinderbetreuung“ und die kürzlich in Kraft getretene Kita-Personalverordnung.
Die IHK Nord Westfalen bezeichnet die Situation in ihrem Artikel „Notstand in der Kinderbetreuung“ als existenzbedrohend für Kitas, da die Finanzierung unzureichend sei. Die vom Land gezahlten Kindpauschalen deckten die tatsächlichen Kosten nicht, und die Situation werde durch Inflation und steigende Lohnkosten zusätzlich verschärft. Die Wirtschaftsjunioren NRW fordern in ihrem Positionspapier „Kitas und Eltern am Limit“ eine grundlegende Reform der Kita-Infrastruktur. Sie schlagen unter anderem eine regelmäßige Anpassung der Kindpauschalen an die tatsächlichen Kostensteigerungen und eine flexible Anpassung der variablen Kosten an die gebuchten Betreuungszeiten vor. Auch die Fortbildung des Kita-Personals sehen die Wirtschaftsjunioren als kritischen Punkt an. Die derzeitigen Pauschalzahlungen für Fortbildungen seien nicht ausreichend und sollten durch eine bedarfsorientierte Finanzierung ersetzt werden.
Ver.di NRW bestätigt die angespannte Lage im Kita-System. Der Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme von Oktober 2022 zeige, dass der Fachkräftemangel massive Auswirkungen auf den Kita-Alltag habe. Unbesetzte Stellen und hoher Krankenstand führten zu einer ständigen Überlastung der Beschäftigten. Dies wiederum erschwere die Gewinnung und Bindung von Fachkräften. Ver.di fordert eine Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz), insbesondere in Bezug auf den Personalschlüssel und die Gruppengröße. Außerdem müssten die Fachkräfte von nicht-pädagogischen Aufgaben entlastet werden, um die Belastung zu verringern.
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