22.12.2024
Magdeburger Anschlag: Behördenhinweise im Fokus

Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt: Ungeklärte Hinweise zum Tatverdächtigen

Nach dem tödlichen Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt am 21. Dezember 2024, bei dem mindestens fünf Menschen starben und über 200 verletzt wurden, richten sich die Blicke auf den mutmaßlichen Täter Taleb A. und mögliche Versäumnisse der Behörden. Wie die Zeit am 22. Dezember 2024 berichtete, lag dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bereits seit Spätsommer 2023 ein Hinweis auf Taleb A. vor. Dieser Hinweis, der über soziale Medien einging, wurde laut Bamf ernst genommen und an die zuständigen Behörden weitergeleitet. Das Bamf selbst verfügt über keine Ermittlungsbefugnisse.

Auch aus Saudi-Arabien, dem Herkunftsland des Tatverdächtigen, kamen offenbar Warnungen. BKA-Chef Holger Münch bestätigte im ZDF-"heute journal", dass das BKA im November 2023 einen Hinweis aus Saudi-Arabien erhalten und daraufhin Ermittlungen in Sachsen-Anhalt eingeleitet hatte. Der Hinweis sei jedoch unspezifisch gewesen. Münch betonte, dass der Tatverdächtige zwar aufgrund von Behördenkontakten, Beleidigungen und Drohungen bekannt war, jedoch nicht im Zusammenhang mit Gewalttaten. Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 22. Dezember 2024 ebenfalls über diese Hinweise und ergänzte, dass sich der Hinweis aus Saudi-Arabien auf eine Äußerung Taleb A.s in den sozialen Medien bezog, in der er im Vorjahr etwas "Großes" in Deutschland angekündigt haben soll.

Taleb A., der 2006 nach Deutschland kam, fiel in der Vergangenheit durch teils konfuse Äußerungen in sozialen Medien und Interviews auf. Er warf deutschen Behörden unter anderem vor, nicht ausreichend gegen Islamismus vorzugehen. Wie die Stuttgarter Zeitung am 22. Dezember 2024 berichtete, präsentierte er sich online als Islamkritiker. Gleichzeitig setzte er sich für aus Saudi-Arabien geflohene Frauen ein. Später riet er jedoch auf seiner Website von einem Asylantrag in Deutschland ab.

Laut Tagesschau war Taleb A. Facharzt für Psychiatrie und seit 2020 im Maßregelvollzug einer Klinik im Salzlandkreis. Seit Oktober befand er sich im Urlaub und war krankgeschrieben. Er soll bereits Ende der 1990er-Jahre vom Islam abgefallen und sich als Atheist bezeichnet haben. WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung zufolge hatte er mehrfach Rache an deutschen Behörden angekündigt und diese mit Mails und Briefen belästigt. Ein erster Drogentest nach der Festnahme soll positiv ausgefallen sein.

Am Samstagabend, dem 21. Dezember 2024, fand im Magdeburger Dom eine Trauerandacht für die Opfer des Anschlags statt, an der auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und Ministerpräsident Reiner Haseloff teilnahmen, wie der Stern berichtete. Landesbischof Friedrich Kramer mahnte, dem Täter keinen Raum zu geben.

Quellen:

Weitere
Artikel