Die Debatte um die Widerspruchslösung bei der Organspende ist in Deutschland ein wiederkehrendes Thema. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 12.11.2024 berichtete, steht die Regelung erneut im Bundestag zur Diskussion. Der Artikel schildert die Geschichte eines jungen Mannes, der dank einer Organspende seinen 17. Geburtstag feiern konnte und verdeutlicht die lebensrettende Bedeutung von Transplantationen.
Die Zahl der Organspender in Deutschland ist zwar im Jahr 2023 gestiegen, bleibt aber im europäischen Vergleich auf einem niedrigen Niveau. Wie Chefarzt Gero Frings im Interview mit Kirche+Leben am 18. Januar 2024 erklärte, sei die Situation kein Grund zum Jubeln, sondern eher zum Durchatmen. Er betonte den dringenden Handlungsbedarf der Politik und verwies auf die deutlich höheren Spendenquoten in Ländern wie Spanien oder Kroatien. Laut Frings könnten mit einer höheren Spendenrate in Deutschland viele Menschenleben gerettet werden, da ein Organspender bis zu sieben Menschen helfen kann.
Die Tagesschau berichtete am 04.04.2024 in ihrem Faktenfinder über die Widerspruchslösung und deren potenziellen Auswirkungen. Während Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Widerspruchslösung als "alternativlos" betrachtet, gibt es statistisch keine eindeutigen Belege für deren Wirksamkeit. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigte keinen signifikanten Unterschied in der Spenderate zwischen OECD-Ländern mit und ohne Widerspruchslösung. Es wird darauf hingewiesen, dass andere Faktoren, wie ein gut organisiertes Spendererkennungsprogramm und eine positive gesellschaftliche Einstellung, ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen.
Die Rheinische Post kommentierte die Widerspruchslösung am 17.01.2023 kritisch. Die Autorin Julia Rathcke argumentiert, dass die Widerspruchslösung in ihrer Absolutheit keine Lösung sei und einen zu großen Eingriff in die Selbstbestimmung darstelle. Stattdessen plädiert sie für verstärkte Aufklärungsarbeit, insbesondere in Hausarztpraxen, und eine stärkere Einbindung der Ärzteschaft in die Beratung zum Thema Organspende.
Der Bundestag hatte im Januar 2020 die sogenannte Entscheidungslösung bekräftigt, die eine ausdrückliche Zustimmung zur Organspende voraussetzt. Wie der Bundestag auf seiner Webseite dokumentiert, wurde die Einrichtung eines bundesweiten Online-Registers beschlossen, um die Dokumentation der Entscheidung zu erleichtern. Die Widerspruchslösung fand damals keine Mehrheit.
Die Welt berichtete am 24.06.2024 über einen erneuten Anlauf von Bundestagsabgeordneten für die Widerspruchslösung. Demnach soll jeder Mensch potenziell als Organspender gelten, es sei denn, er hat zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen. Die Abgeordneten begründeten ihren Vorstoß mit der anhaltend niedrigen Spendenbereitschaft und der hohen Zahl von Patienten auf der Warteliste.
Die Frankfurter Rundschau stellte am 16.01.2020 in einem Pro und Contra die Argumente für und gegen die Widerspruchslösung gegenüber. Während Befürworter die lebensrettende Bedeutung und die höhere Spendenbereitschaft in anderen Ländern hervorheben, betonen Kritiker den Eingriff in die Selbstbestimmung und die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung.
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