Der Große Panda, ein Symbol des Artenschutzes, fasziniert Menschen weltweit. Doch die Frage, ob die Haltung dieser charismatischen Tiere in Zoos gerechtfertigt ist, wird kontrovers diskutiert. Befürworter betonen den Bildungsaspekt und die Bedeutung der Zuchtprogramme für den Artenschutz. Kritiker hingegen hinterfragen das Tierwohl in Gefangenschaft und den Nutzen der Zucht für die stark bedrohten Wildpopulationen.
Zoos argumentieren häufig, dass die Haltung von Pandas dem Artenschutz dient. Doch die Realität sieht oft anders aus. Wie ein Artikel der FAZ aus dem Jahr 2024 aufzeigt, steht bei der Panda-Haltung oft der Profit im Vordergrund. "So zeigte 2017 beispielsweise die Panda-Geburt in Tokio, dass niedliche Panda-Babys massenhaft zahlende Besucher:innen anlocken und damit die Umsätze ankurbeln", heißt es dort. Dieser sogenannte "Panda-Effekt" ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für viele Zoos.
Die hohen Kosten für die Haltung von Pandas, die ausschließlich aus China verliehen werden, belasten die Budgets der Zoos zusätzlich. So kostete der Bau des neuen Panda-Geheges im Berliner Zoo beispielsweise 9 Millionen Euro. Hinzu kommt eine jährliche Leihgebühr von etwa einer Million Euro. Kritiker bemängeln, dass diese enormen Summen den anderen Tierarten im Zoo fehlen, die oft in veralteten und beengten Gehegen leben müssen.
Die Tierrechtsorganisation PETA kritisiert die Panda-Zucht in Zoos scharf. In einem Artikel auf ihrer Webseite heißt es: "Die Panda-Zucht ist auf Kommerz ausgerichtet, nicht auf Artenschutz." In chinesischen Panda-Aufzuchtstationen würden die Tiere wie am Fließband zur Fortpflanzung gezwungen, um dem zahlenden Publikum ständig neue Panda-Babys präsentieren zu können. Die sensiblen Tiere würden häufig künstlich befruchtet und der Nachwuchs frühzeitig von der Mutter getrennt, um das Weibchen schneller wieder verpaaren zu können.
Auch in europäischen Zoos ist die Erfolgsquote der Panda-Zucht gering. So sind im Zuchtprogramm des Smithsonian’s National Zoo in Washington, D.C. beispielsweise mehr Panda-Jungtiere gestorben als überlebt haben. Die in Gefangenschaft geborenen Pandas zeigen zudem oft Verhaltensstörungen und sind nicht in der Lage, in freier Wildbahn zu überleben. Bis 2016 wurden weltweit lediglich sieben Pandas ausgewildert – nur fünf davon überlebten.
Pandas sind hochspezialisierte Tiere, die an ein Leben in den Bambuswäldern Chinas angepasst sind. In Gefangenschaft können ihre Bedürfnisse nicht annähernd erfüllt werden. Die Tiere leiden unter beengten Verhältnissen, Langeweile und dem ständigen Kontakt zu Menschen. Dies kann zu Verhaltensstörungen wie Stereotypien (sich ständig wiederholende, sinnlose Bewegungen) und Apathie führen.
Auch die Ernährung der Pandas in Zoos ist problematisch. Da Bambus nur schwer zu transportieren ist, müssen die Zoos oft auf minderwertige Ersatzprodukte zurückgreifen. Dies kann zu Mangelerscheinungen und Verdauungsproblemen führen.
Die Haltung von Pandas in Zoos ist ein komplexes Thema mit vielen Facetten. Es ist unbestritten, dass die Tiere in Gefangenschaft leiden und ihre Bedürfnisse nicht annähernd erfüllt werden können. Auch der Nutzen der Zuchtprogramme für den Artenschutz ist fraglich. Angesichts der hohen Kosten und der ethischen Bedenken stellt sich die Frage, ob die Haltung von Pandas in Zoos noch zeitgemäß ist.
Statt Unsummen für die Haltung einiger weniger Pandas auszugeben, sollten sich Zoos stärker auf den Schutz der natürlichen Lebensräume bedrohter Tierarten konzentrieren. Nur so kann der Große Panda langfristig überleben.
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