September 20, 2024
Pilzsaison in Sachsen: Zwischen Hoffnung und Enttäuschung

Pilze: Trotz Regens und Sonne: Experten erwarten maue Pilzsaison

Die Pilzsaison in Deutschland, insbesondere in Sachsen, zeigt sich in diesem Jahr als eher enttäuschend. Trotz der jüngsten Regenfälle, die in den letzten Tagen über die Region niedergingen, bleibt die erhoffte Fülle an Pilzen aus. Experten aus der Mykologie äußern sich besorgt über die aktuelle Situation und verweisen auf die unzureichenden Bedingungen, die für ein gutes Pilzwachstum notwendig sind.

Peter Welt, ein Vertreter der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Mykologen, erklärt, dass die Niederschläge nach einem sehr trockenen und heißen Sommer nicht lange genug angehalten haben, um die Pilze in ausreichender Menge sprießen zu lassen. „Für eine große Pilzpfanne wird es wohl noch nicht reichen“, so Welt. Diese Einschätzung wird durch die allgemeine Unsicherheit untermauert, wann und wo Pilze tatsächlich wachsen. Der Vorsitzende des Vereins Pilzfreunde in Chemnitz beschreibt die Situation als „Kaffeesatzleserei“. Pilze benötigen zur richtigen Zeit die passende Menge Wasser, doch der genaue Zeitpunkt bleibt ungewiss.

Edgar Fenzlein, ein Pilzsachverständiger aus dem Landkreis Leipzig, teilt diese pessimistische Sicht. Bei seinen Streifzügen durch die Wälder hat er bislang nur wenige Pilze entdeckt. „Meiner Erfahrung nach muss man etwa acht Tage nach dem Regen auf die Pilze warten“, erklärt er. Zudem dürfe es danach nicht zu heiß werden, da Pilze sehr empfindlich auf Temperaturveränderungen reagieren. „Pilze sind Mimosen, bei ihnen muss alles stimmen“, fügt Fenzlein hinzu.

Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Stimmen der Zuversicht. Sieglinde Köhler, eine Pilzberaterin aus Mittelsachsen, plant bereits Führungen und ist optimistisch, dass sich einige schöne Exemplare finden lassen. Sie betont, dass der Wetterumschwung mit kühleren Temperaturen für die Pilze günstig sein könnte, da sie sich nach dem tropischen Spätsommer erst einmal erholen mussten. Köhler ermutigt auch Familien, mit ihren Kindern auf Pilzsuche zu gehen. „Eine Art Detektivspiel im Wald ist für die Kleinen besonders schön, unabhängig davon, ob viele essbare Pilze gefunden werden“, sagt sie.

Die Auswirkungen der bisherigen Pilzsaison sind auch beim Giftnotruf spürbar. Mandy Gollmann, die stellvertretende Leiterin des Gemeinsamen Giftinformationszentrums, berichtet, dass die Anfragen aufgrund der Hitze in diesem Jahr bisher gering waren. Sie rechnet jedoch in den kommenden Wochen mit einem Anstieg von Anfragen zu möglichen Pilzvergiftungen, wenn die Pilze schließlich sprießen sollten.

In Mitteleuropa gibt es schätzungsweise rund 2.000 Pilzsorten, von denen die meisten ungenießbar sind. Daher ist beim Sammeln besondere Vorsicht geboten. Fenzlein weist darauf hin, dass es immer wieder zu Verwechslungen kommt und beobachtet, dass zunehmend junge Menschen in die Wälder gehen, um Pilze zu sammeln. Dies wird als positives Zeichen gewertet, jedoch rät er Laien, besser einen Pilzberater aufzusuchen oder an Führungen teilzunehmen. Viele Menschen nutzen heutzutage Apps zur Bestimmung von Pilzen, was jedoch gefährlich sein kann, wenn sie sich nur auf diese Methode verlassen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Pilzsaison in Sachsen und anderen Teilen Deutschlands in diesem Jahr hinter den Erwartungen zurückbleibt. Die Kombination aus unzureichenden Wetterbedingungen und der Unsicherheit über das Wachstum der Pilze führt zu einer eher mauen Bilanz. Während einige Experten optimistisch bleiben und auf die Möglichkeit hoffen, dass sich die Situation noch verbessern könnte, bleibt die allgemeine Stimmung unter den Pilzsammlern verhalten.

Quellen: dpa Sachsen, Arbeitsgemeinschaft sächsischer Mykologen, Verein Pilzfreunde Chemnitz.

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