Die K-Frage in der SPD dominiert die Schlagzeilen nach dem Bruch der Ampel-Koalition. Laut einer aktuellen Umfrage von Infratest dimap, die von der FAZ am 21. November veröffentlicht wurde, halten nur 20 Prozent der Wahlberechtigten Bundeskanzler Olaf Scholz für einen geeigneten Kanzlerkandidaten. Demgegenüber genießt Verteidigungsminister Boris Pistorius deutlich höhere Zustimmung: 60 Prozent sehen in ihm einen guten Kandidaten. Diese Zahlen befeuern die parteiinterne Debatte um die Kanzlerkandidatur zusätzlich.
Wie die FAZ berichtet, haben in den vergangenen Tagen mehrere Sozialdemokraten Zweifel an Scholz' Eignung als Spitzenkandidat geäußert. Die SPD rangiert in den Umfragen deutlich hinter der Union und der AfD. Der Demoskop Stefan Merz erklärte gegenüber der FAZ, noch nie sei ein Kanzler so lange so schlecht bewertet worden wie Scholz.
Die SPD-Spitze hat angekündigt, Gespräche zu führen und zeitnah eine Entscheidung zu treffen. SPD-Chef Lars Klingbeil betonte laut der Neuen Westfälischen (NW) die Notwendigkeit einer "zügigen Entscheidung". Gleichzeitig bekräftigte er seine Unterstützung für Scholz. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach sich im ARD-„Morgenmagazin“ für Scholz als „klassischen Kandidaten“ aus und drängte auf eine schnelle Bestätigung. Juso-Chef Philipp Türmer äußerte sich im Politico-Podcast jedoch skeptisch und forderte "kreative Lösungen", sollte Scholz nominiert werden.
Währenddessen sieht der Grünen-Wahlkampfleiter Andreas Audretsch, wie die FAZ berichtet, die SPD in einer tiefen Krise. Er kritisierte die uneinheitliche Linie der Partei in Bezug auf den Krieg in der Ukraine und sprach von einem „SPD-Chaos“. Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck erklärte laut dpa, er habe keine Präferenz, ob Scholz oder Pistorius antritt.
Der frühere SPD-Vorsitzende Kurt Beck bezeichnete die Kandidaten-Diskussion als „alles andere als hilfreich“, wie die FAZ berichtet. Er kritisierte öffentlich die Äußerungen von Franz Müntefering, der Scholz kein Vorrecht auf die Kanzlerkandidatur eingeräumt hatte.
Die NW berichtete am 21. November über eine weitere Umfrage, die den Trend bestätigt: 60 Prozent der Deutschen halten Pistorius für einen guten Kanzlerkandidaten, während nur 21 Prozent Scholz unterstützen. Auch unter den SPD-Anhängern schneidet Pistorius mit 82 Prozent Zustimmung deutlich besser ab als Scholz mit 58 Prozent.
Die Tagesschau berichtete am 7. November über eine Umfrage von infratest dimap, wonach zwei Drittel der Deutschen schnelle Neuwahlen befürworten. Die Verantwortung für das Scheitern der Ampel sehen die Befragten mehrheitlich bei der FDP. Auch unter den SPD-Anhängern ist Scholz als Kanzlerkandidat umstritten: 45 Prozent halten ihn für einen guten Kandidaten, 47 Prozent nicht.
Das ZDF berichtete am 6. November live über die Ereignisse rund um das Ampel-Aus. Demnach hat Bundeskanzler Scholz Finanzminister Lindner entlassen, woraufhin die FDP alle ihre Minister aus der Regierung zurückzog. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich warf Lindner einen "schwerwiegenden Vertrauensbruch" vor.
Bild.de berichtete am 9. November über die Reaktionen auf das Ampel-Aus. Die SPD macht weiterhin die FDP für den Koalitionsbruch verantwortlich. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sprach sich für einen frühen Wahltermin aus.
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