Die Jugendkriminalität ist nach der Pandemie wieder gestiegen, sowohl bundesweit als auch in Hessen. Dies berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 26.11.2024. Besonders im Bereich der Gewaltdelikte verzeichnen die Behörden einen Anstieg. Allerdings scheint sich die Situation in Frankfurt anders zu entwickeln.
Wie der NDR am 11.03.2024 berichtete, stieg die Zahl der Straftaten in Niedersachsen im Jahr 2023 insgesamt an, insbesondere im Bereich der Jugendkriminalität. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sprach von "unruhigen Zeiten". Der Landespolizeipräsident Axel Brockmann führte den Anstieg der Jugendkriminalität auf einen "Corona-Nachholeffekt" zurück. Jugendliche würden sich nach den Einschränkungen der Pandemie verstärkt ausleben, auch im negativen Sinne.
Die Zeit berichtete am 10. April 2024 über einen Anstieg der Gewaltkriminalität bei Kindern um 17 Prozent und bei Jugendlichen um 14,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als Gründe wurden die Nachwirkungen der Pandemie, gestiegene wirtschaftliche und soziale Belastungen sowie die erhöhte Zuwanderungsrate genannt. Der Kriminologe Christian Walburg betonte, dass der Anstieg der Tatverdächtigenzahlen junger Nichtdeutscher größtenteils auf die steigende Zahl von Zuwanderern zurückzuführen sei.
Forscher der Universität zu Köln analysierten die postpandemischen Effekte auf die Jugendkriminalität. Wie die Universität am 19.07.2024 mitteilte, konzentriert sich der Anstieg vor allem auf Gewalt- und Diebstahlsdelikte sowie auf die Altersgruppe der 12- bis 16-Jährigen. Die Forscher Christof Nägel und Clemens Kroneberg argumentieren, dass "zeitliche Verschiebungseffekte" eine plausible Erklärung für den übermäßigen Anstieg bieten: Während der Pandemie hatten Jugendliche weniger Möglichkeiten für alterstypische Erfahrungen, die ein erhöhtes Risiko für Regelverstöße bieten. Diese Aktivitäten wurden nach Aufhebung der Maßnahmen nachgeholt.
Auch Deutschlandfunk Kultur berichtete am 04.07.2024 über die steigende Jugendgewalt. Experten sind sich einig, dass die Pandemie in der deutschen Gesellschaft nachhaltig etwas verschoben hat. Die Maßnahmen wurden weniger, aber die Jugendgewalt mehr. Bundesweit ist die Zahl tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher im Jahr 2023 im Vergleich zu 2019 deutlich gestiegen.
Der MDR berichtete am 18. Dezember 2023 über die Gründe für Jugendkriminalität und den Zusammenhang mit Herkunft. Kriminologen sehen keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Kriminalität und Herkunft. Es sei normal, dass Jugendliche Grenzen austesten und Straftaten begehen. Häufiger und schwerere Straftaten würden jedoch nur von einem kleinen Teil der Jugendlichen begangen. Risikofaktoren seien unter anderem fehlende Zuwendung, gewaltsame Erziehung, fehlende Ressourcen der Eltern, Aufwachsen in benachteiligten Stadtteilen und Mangel an Bildung.
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