Nach den verheerenden Überschwemmungen im Osten Spaniens haben in Valencia zehntausende Menschen ihrem Unmut über das Krisenmanagement der Behörden Luft gemacht. Wie die Vertretung des spanischen Innenministeriums in der Region mitteilte, versammelten sich am Samstagabend rund 130.000 Demonstranten im Zentrum der Provinzhauptstadt. Die Demonstranten zogen zum Zentrum Valencias und forderten den Rücktritt des Regionalregierungschefs Carlos Mazón, wie unter anderem die FAZ berichtet. (FAZ, 10.11.2024) „Mörder“-Rufe waren zu hören und auf Transparenten wurde der Regierung vorgeworfen, mit Blut an den Händen zu sein, während die Bevölkerung mit Schlamm zu kämpfen habe. Symbolisch warfen einige Demonstranten ihre schlammbedeckten Stiefel vor dem Rathaus ab.
Die Wut der Demonstranten richtete sich vor allem gegen den Regionalregierungschef Mazón, einen Politiker der konservativen Volkspartei (PP). Aber auch der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez wurde kritisiert. Beide Politiker werfen sich gegenseitig vor, die Überschwemmungen infolge der massiven Regenfälle Ende Oktober unterschätzt und die Rettungs- und Hilfseinsätze schlecht koordiniert zu haben. Laut Berichten einiger Betroffener, kamen die Warnmeldungen auf ihren Handys erst an, als das Hochwasser bereits zahlreiche Autos mitgerissen hatte. Neben den verspäteten Warnungen steht auch die Reaktion der Behörden in den rund 80 betroffenen Städten und Gemeinden der Region in der Kritik. Die 30-jährige Demonstrantin Ana de la Rosa sprach, wie die FAZ berichtet, von einem „politischen Krieg zum falschen Zeitpunkt“, da die Bürger Hilfe benötigt hätten, die ausgeblieben sei. Sie warf den Behörden „fahrlässige Tötung“ vor. (FAZ, 10.11.2024)
Der 73-jährige Julián García kritisierte, dass Mazóns Regionalregierung nicht die notwendige Unterstützung von der Zentralregierung in Madrid angefordert habe. Er forderte ebenfalls den Rücktritt des Regionalpräsidenten. Auch auf Transparenten und Plakaten war die Forderung „Mazón Rücktritt“ zu lesen. Selbst in Madrid, das nicht zur Region Valencia gehört, gab es Demonstrationen mit der gleichen Forderung.
Anna Oliver, Vorsitzende von Accio Cultural del Pais Valenciano, einer der rund 30 Organisationen, die den Protest organisiert haben, erklärte, man wolle die Empörung und den Zorn über das schlechte Management der Katastrophe zum Ausdruck bringen. Spanien hat den Opfern der Überschwemmungen Hilfen in Höhe von 10,6 Milliarden Euro zugesagt.
Trotz der anhaltenden Proteste will König Felipe VI. das Katastrophengebiet am Dienstag erneut besuchen. Wie das Königshaus mitteilte, wird Königin Letizia ihn dieses Mal nicht begleiten. Am vergangenen Sonntag waren beide bei einem Besuch in Paiporta nahe Valencia mit Schlamm beworfen und beschimpft worden. Der Monarch wolle die Bergungs- und Aufräumarbeiten beaufsichtigen. In den betroffenen Gemeinden sind unter anderem rund 8.500 Militärangehörige und 10.000 Beamte der nationalen Polizeieinheiten Policía Nacional und Guardia Civil im Einsatz. Zahlreiche Gebäude sind weiterhin nicht oder nur schwer zugänglich, da die Eingänge teilweise noch von Autowracks und Hausrat blockiert sind.
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