Im Erfurter ega-Park wurde ein neuer Denkort eröffnet, der an die Bücherverbrennung von 1933 erinnern soll. Wie die Zeit berichtet (Zeit Online, 12.11.2024), setzt der Denkort auf interaktive Elemente und ein spezielles Workshop-Konzept, um insbesondere junge Menschen anzusprechen und ihnen die Gefahren von Menschenverachtung und Demokratiefeindlichkeit zu verdeutlichen. Gabriele Wölke-Rebhan von der Initiative "Omas gegen Rechts", die maßgeblich an der Entstehung des Denkmals beteiligt war, betont die Wichtigkeit, diesen Ort "mit Leben zu erfüllen".
Der ega-Park ist der historische Ort, an dem am 29. Juni 1933 die Nationalsozialisten Bücher verbrannten, die sie als "undeutsch" einstuften. Jahrzehntelang blieb dieser Ort unmarkiert und geriet in Vergessenheit. Die Initiative "Omas gegen Rechts" begann 2020, sich für die Errichtung eines Denkmals einzusetzen und setzte sich trotz anfänglicher Widerstände in Erfurt durch. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet (Süddeutsche Zeitung, 12.11.2024), gab es Stimmen, die die Notwendigkeit eines Denkmals an jedem einzelnen Ort der Bücherverbrennungen in Frage stellten. Tobias Knoblich, Beigeordneter der Stadtverwaltung für Kultur, betonte jedoch, dass "es kein Erinnern gibt, das fehl am Platz wäre".
Das Denkmal besteht aus mehreren kegelförmigen Strukturen, die Lautsprechern ähneln, und einem Schriftzug im Boden, der die genaue Stelle der Bücherverbrennung markiert. Auf den Kegeln befinden sich QR-Codes, die auf eine Webseite mit Audiodateien von Lesungen verweisen. Junge Menschen haben für dieses Projekt Texte von Autoren wie Bertolt Brecht, Erich Kästner und Erich Maria Remarque vertont, deren Werke von den Nationalsozialisten verboten und verbrannt wurden. Zusätzlich bietet die Webseite Materialien für einen Workshop zum Thema "Bücherverbrennung und Menschenfeindlichkeit".
Die Leiterin des Erinnerungsorts Topf & Söhne, Annegret Schüle, die die Arbeiten an dem Denkort begleitete, hebt den pädagogischen Wert des Erfurter Denkmals hervor. Sie betont die Bedeutung, insbesondere jungen Menschen die Unrechtmäßigkeit von Diskriminierung zu vermitteln und ihnen bewusst zu machen, dass solche Taten jeden treffen können (Stern, 25.10.2024). Die Errichtung des Denkmals kostete rund 42.000 Euro, das pädagogische Begleitangebot weitere 28.000 Euro. Die Finanzierung erfolgte durch Spenden der "Omas gegen Rechts", die Stadt Erfurt, die Thüringer Staatskanzlei und den Förderkreis von Topf & Söhne.
Die offizielle Einweihung des Denkmals fand am Freitag statt. Der Denkort soll als Lernort für Demokratie und Menschenrechte dienen und für die Bedeutung dieser Werte sensibilisieren, die heute durch das Erstarken rechtsextremer Kräfte erneut bedroht sind. Die Webseite des egaparks (egapark-erfurt.de) bietet weitere Informationen zum Denkort und den damit verbundenen Veranstaltungen.