3.11.2024
Putins Propagandaapparat Eine Rezension von Irina Rastorguevas Pop-up-Propaganda

Irina Rastorguevas „Pop-up-Propaganda“: Eine Analyse der russischen Desinformationslandschaft

Irina Rastorguevas Buch „Pop-up-Propaganda“ liefert eine umfassende Darstellung der russischen Desinformationslandschaft und ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Autorin beleuchtet die verschiedenen Facetten der Propaganda, von subtilen Manipulationen bis hin zu offenkundigen Lügen, und zeigt, wie diese ineinandergreifen, um ein verzerrtes Bild der Realität zu erzeugen.

Wie Stefan Plaggenborg in seiner Rezension für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 3. November 2024 beschreibt, dokumentiert Rastorgueva ein „Gemisch aus Lügen, Desinformationen und Propaganda in Putins Russland“. Die Autorin präsentiert eine Vielzahl von Beispielen, die von der Behauptung, die Ukraine werde von Nazis regiert, bis hin zu absurden Verschwörungstheorien reichen, wie der, dass Briten aus Hunger Eichhörnchen essen. Diese Beispiele, so Plaggenborg, verdeutlichen die Allgegenwärtigkeit der Falschinformationen und deren fatale Folgen, insbesondere für Minderheiten.

Rastorguevas Buch zeichnet ein detailliertes Bild davon, wie Propaganda in verschiedenen Bereichen des russischen Lebens eingesetzt wird. Von den staatlich kontrollierten Medien, die eine karikaturhafte Erzählung über traditionelle Werte und die Notwendigkeit der „militärischen Spezialoperation“ verbreiten, bis hin zu gezielten Desinformationskampagnen im Ausland, die darauf abzielen, demokratische Gesellschaften zu destabilisieren – die Propaganda durchdringt alle Ebenen der Gesellschaft.

Die Autorin analysiert die historischen Wurzeln dieser Propaganda und zeigt die Kontinuität zur sowjetischen Vergangenheit auf. Die paranoide Suche nach Feinden, nächtliche Verhaftungen und Folter – all diese Elemente der Repression finden sich auch im heutigen Russland wieder, wenn auch in einem neuen Gewand. Die Gewalt, die die russische Gesellschaft im Griff hat, ist, so Rastorgueva, eine Fortführung der sowjetischen Praxis, vermischt mit dem Gangstertum der 1990er Jahre.

Rastorgueva verwendet eine Montage aus Zeitungsfundstücken, unabhängigen Berichten und eigenen Erfahrungen, um das Wirken der russischen „Selbstvergiftung“ zu illustrieren. Ihr einzigartiger Ton, der sowohl präzise als auch ironisch ist, ermöglicht es ihr, die Komplexität der Situation einzufangen und gleichzeitig die Absurdität der Propaganda aufzuzeigen.

Das Buch ist nicht nur eine Analyse der russischen Propaganda, sondern auch ein Zeugnis der russischen Gesellschaft unter Putin. Es zeigt die Auswirkungen der Desinformation auf das Denken und Handeln der Menschen und die Schwierigkeiten, sich in einer Welt voller Lügen zurechtzufinden. Wie Plaggenborg in seiner Rezension bemerkt, ist es ein deprimierendes, aber wichtiges Buch, das die Frage aufwirft, wo Widerstand entstehen soll, wenn die Opposition zerschlagen und mundtot gemacht ist.

„Pop-up-Propaganda“ ist ein unverzichtbares Werk für alle, die die russische Politik und Gesellschaft verstehen wollen. Es bietet einen tiefen Einblick in die Mechanismen der Desinformation und ihre verheerenden Folgen.

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