Im syrischen Bürgerkrieg haben Rebellen, darunter kurdische Milizen, Gebiete in Aleppo, einschließlich des Flughafens, unter ihre Kontrolle gebracht. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet dies unter Berufung auf Angaben von Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Kurdische Kämpfer rückten demnach nach dem Rückzug regierungstreuer Truppen in mehrere Dörfer und Vororte im Norden und Osten Aleppos ein. Zehntausende Menschen sind aufgrund der Kämpfe geflohen.
Wie Der Spiegel und der Deutschlandfunk berichten, hat die Offensive eines Rebellenbündnisses unter Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) das Assad-Regime in den letzten Tagen stark unter Druck gesetzt. Die Rebellen konnten große Teile Aleppos, der zweitgrößten Stadt Syriens, erobern. Das syrische Militär bestätigte die Gebietsverluste am Samstag und sprach von „terroristischen Organisationen“, die in die Stadt eingedrungen seien. Gleichzeitig betonte das Militär, dass die Aufständischen noch keine festen Positionen etabliert hätten und weiterhin beschossen würden. Verstärkung sei auf dem Weg, um einen Gegenangriff zu starten.
Die kurdischen Milizen gehören nicht dem Rebellenbündnis an, das die Offensive startete, nutzen aber offenbar, wie die FAZ analysiert, das durch den Rückzug der Regierungstruppen entstandene Machtvakuum. Der Vormarsch der Kurden wird insbesondere von der Türkei und ihren verbündeten Milizen in Syrien mit Besorgnis verfolgt.
Das Assad-Regime geht mit Unterstützung russischer Kampfflugzeuge gegen die Offensive vor. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldet, wurden bei einem Luftangriff auf Aleppo mindestens 16 Menschen getötet. Die Beobachtungsstelle sprach von einem „Massaker“. Bei dem mutmaßlichen Angriff russischer Kampfflugzeuge wurden mindestens 20 weitere Personen verletzt. Es war der erste Luftangriff auf das Zentrum Aleppos seit Beginn der Rebellenoffensive im Nordwesten Syriens. Die Frankfurter Rundschau (FR) berichtet, dass die syrische Armee Angriffe mit Unterstützung russischer Kampfjets auf Dutzende Ziele in Idlib und im Umland von Aleppo bestätigte. Ein Sprecher der russischen Armee sprach von mindestens 200 getöteten Rebellen.
Die Rebellen griffen nach Angaben der syrischen Streitkräfte in den vergangenen Tagen entlang einer über 100 Kilometer langen Frontlinie in der Umgebung von Aleppo und Idlib an. Sie seien dabei von „Tausenden ausländischer Terroristen“ unterstützt worden und mit schweren Waffen und Drohnen vorgerückt. Dutzende Regierungssoldaten seien gefallen. Aufgrund der hohen Anzahl an Angreifern und der vielen Fronten habe man sich zu einem Rückzug und zur Vorbereitung eines Gegenangriffs entschieden.
Für Aleppo verhängte das Rebellenbündnis am Samstag eine Ausgangssperre. Trotzdem berichteten Einwohner der Deutschen Presse-Agentur von anhaltenden Gefechten und Luftangriffen in der Stadt.
Der Tagesspiegel ordnet die Ereignisse ein und hebt die Bedeutung Aleppos als Symbol des syrischen Konflikts hervor. Die Stadt sei durch die Kämpfe schwer zerstört und für viele Syrer zu einem Massengrab geworden. Die einstige Wirtschaftsmetropole leide unter Mangel an Nahrung, medizinischer Versorgung und Sicherheit.
Die FAZ analysiert die Hintergründe der Offensive und verweist auf den für die Rebellen günstigen Zeitpunkt, da Assad und seine Verbündeten unter Druck stehen. Russland sei durch den Krieg in der Ukraine gebunden, und der Iran und die Hisbollah durch Israels Angriffe geschwächt, so der Spiegel.
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