Die israelische Regierung boykottiert die Zeitung "Haaretz"
Die israelische Regierung hat beschlossen, die Zusammenarbeit mit der Zeitung "Haaretz" einzustellen. Wie die Süddeutsche Zeitung am 24. November 2024 berichtete, soll Regierungschef Benjamin Netanjahu einen entsprechenden Vorschlag seines Medienministers gebilligt haben. "Haaretz" selbst bestätigte diese Information und gab an, dass Regierungsmitarbeiter der Redaktion keine Auskünfte mehr geben und keine Anzeigen mehr schalten werden. Der Deutschlandfunk berichtete am selben Tag ebenfalls über den Boykott.
Als Grund für diese Maßnahme wird eine Rede des "Haaretz"-Verlegers Amos Schocken im Oktober genannt. Schocken hatte die Regierung Netanjahu in der Rede scharf kritisiert und von einem "grausamen Apartheid-Regime gegen die palästinensische Bevölkerung" gesprochen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Bereits in der Vergangenheit hatte Informationsminister Schlomo Karhi einen Boykott der Zeitung gefordert und ihr "defätistische, falsche Propaganda" vorgeworfen. Die als linksliberal geltende Zeitung steht seit langem in Opposition zur Politik Netanjahus.
Der Boykott der Zeitung "Haaretz" durch die israelische Regierung steht im Kontext einer angespannten innenpolitischen Lage in Israel, die durch den anhaltenden Nahostkonflikt zusätzlich verschärft wird. Wie die Tagesschau am 24. November 2024 berichtete, fanden in Israel erneut Demonstrationen für die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln statt. Gleichzeitig gibt es Berichte über zunehmende Spannungen zwischen Israel und dem Libanon, wie unter anderem das Handelsblatt berichtete.
Die Zeitung "Haaretz" gilt als eines der größten und wichtigsten Medien in Israel und wird auch international als glaubwürdige Quelle für Informationen aus der Region angesehen. Die Süddeutsche Zeitung beispielsweise nutzt "Haaretz" gelegentlich als Quelle für ihre Berichterstattung. Der Boykott durch die Regierung wirft Fragen nach der Pressefreiheit in Israel auf und wird international aufmerksam verfolgt. Wie Forschung & Lehre im Juli 2024 berichtete, gibt es auch im akademischen Bereich Boykottaufrufe gegen israelische Institutionen, die jedoch von der deutschen Wissenschaftscommunity abgelehnt werden.
Der Spiegel berichtete in seinen Artikeln zum Nahostkonflikt über die Hintergründe und die Geschichte des Konflikts, der die Region seit Jahrzehnten prägt. Die Vorreiter Zeitung berichtete am 22.11.2024 über verschiedene Aspekte des Nahostkonflikts und erwähnte dabei auch den Boykott von "Haaretz".
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-krieg-news-liveticker-gaza-haaretz-boykott-geisel-protest-lux.Ddp4twf5uLpiMc7kf3G9op (24.11.2024)
- Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/bericht-regierung-boykottiert-linksliberale-zeitung-haaretz-100.html (24.11.2024)
- Tagesschau: https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-nahost-sonntag-210.html (24.11.2024)
- Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/politik/international/nahost-hisbollah-feuert-etwa-150-raketen-auf-israel-ab-/29433048.html
- Forschung & Lehre: https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/boykott-israelischer-wissenschaft-6480 (03.07.2024)
- Spiegel Online: https://www.spiegel.de/thema/nahostkonflikt/p64/
- Vorreiter Zeitung: https://www.vorreiter-zeitung.de/post/nahostkonflikt-aktuelle-entwicklungen-kontroversen (22.11.2024)
- Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: https://www.lpb-bw.de/nahostkonflikt