Die Entscheidung über die SPD-Kanzlerkandidatur ist gefallen, doch die Nachwirkungen der kontroversen Debatte sind deutlich spürbar. Wie die Zeit berichtet, stellte sich SPD-Chefin Saskia Esken am Wochenende auf dem Bundeskongress der Jungsozialisten (Jusos) in Halle der Kritik und räumte Fehler ein: "Nein, wir haben kein wirklich gutes Bild abgegeben bei der Nominierung unseres Kanzlerkandidaten." Zuvor hatte Juso-Chef Philipp Türmer der Parteiführung, bestehend aus Esken und Lars Klingbeil, Führungsversagen vorgeworfen und die Situation als "Shit Show" bezeichnet. Er kritisierte, dass Plan und Führung in der K-Frage gefehlt hätten. (Quelle: Zeit Online)
Lars Klingbeil verteidigte im Deutschlandfunk das Vorgehen der Parteiführung und betonte seinen Führungsanspruch, der darin bestehe, die Meinungen innerhalb der Partei zu berücksichtigen und verschiedene Szenarien zu durchdenken. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Diskussion anders hätte verlaufen sollen und appellierte an die Partei, den Blick nach vorne auf den Wahlkampf zu richten. (Quelle: stern.de)
Die tagesschau berichtet, dass die SPD-Spitze die K-Debatte bewusst zugelassen habe, was zu Wortmeldungen prominenter Genossen führte, die Boris Pistorius anstelle von Scholz favorisierten. Diese unglückliche Diskussion habe dem Kanzler und der Partei geschadet. (Quelle: tagesschau.de)
Auslöser der Debatte war der Verzicht der Parteiführung, Olaf Scholz nach dem Platzen der Ampel-Koalition und der Neuwahlentscheidung direkt als Kanzlerkandidaten zu nominieren. Dies führte zu Spekulationen über eine mögliche Kandidatur des laut Umfragen beliebteren Verteidigungsministers Boris Pistorius. Pistorius erklärte jedoch am Donnerstag seinen Verzicht, womit der Weg für Scholz frei war. (Quelle: dpa, Zeit Online)
Am Montag soll Scholz vom Vorstand offiziell nominiert und am 11. Januar auf einem Parteitag bestätigt werden. Ob die Partei geschlossen hinter ihm steht, bleibt abzuwarten. Während Juso-Chef Türmer die Kandidaten-Debatte für beendet erklärte, vermied er ein klares Bekenntnis zu Scholz. Auf dem Juso-Kongress wurde Kritik am Kurs des Kanzlers in der Migrationspolitik laut, insbesondere an seinem Fokus auf schnellere Abschiebungen. (Quelle: stern.de, dpa)
Trotz der Kritik sprach Esken von großer Einigkeit innerhalb der SPD und zeigte sich überzeugt, gestärkt aus der Debatte hervorzugehen. Auch Hubertus Heil rief die Jusos zur Geschlossenheit im Wahlkampf auf. Scholz selbst nahm am Juso-Kongress nicht teil. (Quelle: stern.de, dpa)
Unterstützung für Scholz kam von Boris Pistorius, der ihn als "richtigen Kanzlerkandidaten" bezeichnete und seine eigene Kandidatur erneut dementierte. Er betonte seine Zufriedenheit mit seiner aktuellen Aufgabe als Verteidigungsminister und strebe eine zweite Amtszeit an. (Quelle: stern.de)
Am 30. November soll Scholz seine erste große Wahlkampfrede halten. Die SPD liegt in den Umfragen derzeit deutlich hinter der Union. (Quelle: dpa)
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