Die deutschen Weinberge erleben eine Renaissance vergessener Rebsorten, die Weinkennern neue Geschmackserlebnisse bietet. Winzer und Forscher arbeiten gemeinsam daran, einst verschwundene Sorten wiederzubeleben, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) am 26.11.2024 berichtete. Diese Weine zeichnen sich oft durch ungewöhnliche Aromen aus und erzählen von der Geschichte des Weinbaus vergangener Zeiten.
Ein Beispiel ist der Blaue Arbst, der 2008 in der Ortenau wiederentdeckt wurde. Laut F.A.Z.-Autor Stephan Reinhardt erinnert sein Geschmacksprofil an einen Pinot Noir mit Kirsch- und Beerenaromen, begleitet von einer würzigen Note, ideal zu Wildgerichten. Auch der Fränkische Burgunder, bis 2009 als ausgestorben geglaubt, erfreut laut F.A.Z. mit einer komplexen Aromenpalette von dunklen Früchten, Gewürzen und Röstnoten. Seine feste Struktur und mineralische Säure passen hervorragend zu herbstlichen Gerichten.
Auch historische Weißweinsorten überzeugen mit individuellem Charakter. Der Grüne Adelfränkisch beispielsweise, wie auf vinocentral.de beschrieben, entwickelt Aromen von überreifen Beeren, Zitrusfrüchten und Steinobst. Der Weiße Lagler, eine bereits im Mittelalter bekannte Sorte, besticht laut F.A.Z. durch reife Frucht, feine Würze und eine milde Säure. Er wird als vielversprechende Möglichkeit im Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels im Weinbau gesehen.
Die Identifizierung dieser historischen Rebsorten gestaltet sich jedoch nicht immer einfach, wie Falstaff berichtet. Genanalysen zeigen, dass einige Reben Kreuzungen sind, was die Bestimmung der ursprünglichen Sorte erschwert. Auch die Namensgebung ist Thema von Diskussionen, da manche traditionellen Bezeichnungen von der Weinkontrolle nicht akzeptiert werden.
Bei der Wiederbelebung dieser Rebsorten geht es nicht nur um den Geschmack, sondern auch um die Erhaltung des weinbaulichen Kulturerbes, wie Ulrich Martin im Interview mit dem Rotary Magazin hervorhebt. Jede Rebsorte erzählt ihre eigene Geschichte und bietet Einblicke in die Weinbaupraktiken vergangener Epochen. Die wiederentdeckten Sorten ermöglichen es Winzern, sich mit einzigartigen Weinen zu profilieren und die regionale Identität zu stärken.
Wie Matze auf chezmatze.de in seinem Bericht über eine Jahrgangsprobe historischer Rebsorten beschreibt, ist die geschmackliche Vielfalt enorm und reicht von zarten, tropischen Noten beim Grünfränkisch bis hin zu kräftigen, würzigen Aromen beim Hartblau. Die Qualität der Weine hängt maßgeblich von der Interpretation des Winzers ab, da jede Rebsorte unterschiedlich auf Terroir und Ausbaumethoden reagiert.
Historische Rebsorten eröffnen somit nicht nur neue Geschmackserlebnisse, sondern bieten auch die Chance, Weinbautraditionen neu zu interpretieren und die Biodiversität in den Weinbergen zu fördern. Sie sind ein spannendes Gebiet für Weinliebhaber und Experten, die über den Tellerrand der bekannten Sorten hinausblicken möchten.
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