25.10.2024
Römisches Erbe und Herbstzauber in Waldgirmes

Der goldene Reiter ist zurück in Waldgirmes

Die rekonstruierte römische Siedlung Waldgirmes bei Wetzlar zieht mit ihrem Besucherzentrum und Repliken, darunter der berühmte Pferdekopf des Augustus, wieder vermehrt Besucher an. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 25.10.2024 berichtete, ist die Replik des Pferdekopfes, dessen Original nach seiner Restaurierung auf der Saalburg zu sehen ist, ein besonderes Highlight des 2022 eröffneten Besucherzentrums.

Die Entdeckung der römischen Zivilanlage in Waldgirmes, im Lahn-Dill-Kreis zwischen Gießen und Wetzlar, galt als Sensation. Niemand hatte eine solche Gründung östlich des Rheins in „Magna Germania“ für die Zeit um Christi Geburt erwartet, so die FAZ. Die Anlage, durch Palisaden und einen doppelten Graben geschützt, umfasste mindestens 24 Häuser rund um ein 2200 Quadratmeter großes Forum, was auf ambitionierte Pläne der Römer schließen lässt.

Scherbenfunde auf einem Acker führten 1993 zu den Ausgrabungen, die das Gewerbegebiet gerade noch rechtzeitig verhinderten. Die Niederlage in der Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. führte vermutlich zur Aufgabe des Vorpostens. Die Militärs, die noch einige Jahre stationiert blieben, zerstörten beim Abzug das Reiterstandbild des Augustus, bevor die Römer die endgültige Entscheidung trafen, Germanien nicht über Taunus und Wetterau hinaus zu annektieren (FAZ, 25.10.2024).

Die Region um Waldgirmes ist vulkanisch geprägt. Die Römer hatten bei der Eroberung der Lahnberge wohl kaum geahnt, auf welch explosivem Untergrund sie sich bewegten. Die Vertreibung der Kelten vom Dünsberg sicherte den Römern das Vorfeld, doch verzichteten sie zunächst darauf, den Vulkankegel und die Lahn als natürliche Grenze zu nutzen. Erst später siedelten die Chatten im Gießener Becken, unter Beobachtung der Römer, die nun hinter dem Limes positioniert waren.

Wandertipp: Römisches Forum und Sternschanze

Eine Wanderung durch die herbstlich gefärbten Wälder von Waldgirmes bietet die Möglichkeit, neben dem Römischen Forum auch die Sternschanze am Königstuhl zu entdecken. Die Sternschanze ist ein Relikt aus dem Siebenjährigen Krieg, als sich zwei große Armeen wochenlang gegenüberstanden, ohne dass es zu Kampfhandlungen kam.

Das Römische Forum liegt am nordwestlichen Ortsrand von Waldgirmes. Parkmöglichkeiten gibt es am Besucherzentrum, in den umliegenden Straßen und am Sportpark. Von dort aus ist das Forum ausgeschildert. Wer werktags kommt, sollte zunächst das Besucherzentrum besichtigen (das Außengelände ist jederzeit zugänglich). Der Kelten-Römer-Pfad (Markierung KR, rot) führt durch Waldgirmes, vorbei an der gotisch-barocken Pfarrkirche und einigen der für Oberhessen typischen „Bauernburgen“.

Der Weg führt weiter durch ein Neubaugebiet, vorbei am ehemaligen jüdischen Friedhof, über Wiesen und Felder, schließlich in den Wald. Ein Abstecher zu einem Wassertretbecken ist möglich. Der Weg steigt mäßig an in Richtung Dünsberg. Wendepunkt der Wanderung ist das Gottesfrieden- oder Frauenkreuz. Von dort aus folgt der Weg dem Lahnwanderweg (Markierung LW, rot) zur Sternschanze.

Der Lahnwanderweg führt um den 348 Meter hohen Königstuhl mit seinem Basaltsteinbruch herum. Der steile Abstieg zum Steinbruch kann so vermieden werden. Über die Höhe führen mehrere Wanderwege (Markierungen roter Punkt und weißes L). Nach einer Naturwaldzone erreicht man Forstwege und trifft wieder auf den Lahnwanderweg. Am Parkplatz angekommen, setzt sich der Weg am Rande des Schwalbenbachtals fort und führt schließlich wieder in den Wald.

Vorbei an Eichen, Feldern und Streuobstwiesen führt der Weg zurück nach Waldgirmes, zur Haustädter Mühle, die Einkehrmöglichkeit bietet. Entlang einer Allee mit Apfel- und Birnbäumen erreicht man schließlich das Römische Forum mit dem goldenen Reiter und dem Besucherzentrum.

Quellen

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