Die Energiepolitik in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Während in den USA ein Klimawandelleugner die Präsidentschaft übernimmt, diskutiert die Union in Deutschland über eine mögliche Rückkehr zur Kernenergie. RWE-Chef Markus Krebber äußerte sich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am 12. November 2024 skeptisch über eine Renaissance der Kernkraft.
Krebber betonte die Notwendigkeit einer handlungsfähigen Regierung in Berlin, um wichtige Entscheidungen in der Energiepolitik zu treffen und den Gestaltungsanspruch Deutschlands in Europa wahrzunehmen. Besonders wichtig sei das Vorankommen der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und des Kraftwerkssicherungsgesetzes, um den Zubau von Kraftwerkskapazitäten als Backup für erneuerbare Energien zu gewährleisten. Wie die FAZ berichtet, verwies Krebber auf die jüngsten Strompreisspitzen von 800 Euro je Megawattstunde in wind- und sonnenarmen Zeiten als Beweis für die Notwendigkeit von Reservekapazitäten.
Zu den energiepolitischen Vorstellungen der Union, die möglicherweise den nächsten Kanzler stellen wird, äußerte sich Krebber grundsätzlich positiv. Er begrüßte die Fokussierung auf Kosteneffizienz, da ohne bezahlbare Energiepreise die Akzeptanz der Energiewende verloren gehe. Laut FAZ plädierte Krebber für eine Priorisierung kostengünstiger Dekarbonisierungsmaßnahmen und den Einsatz des EU-Emissionshandelssystems (EUETS) als effizientestes Instrument zur CO2-Vermeidung. Er kritisierte die Überregulierung und Detailversessenheit der deutschen Energiewende, die die Transformation verlangsame und verteuere, ohne zusätzliche klimapolitische Wirkung zu erzielen.
Krebber identifizierte Einsparpotenziale bei der Definition von grünem Wasserstoff und grünen Batterien sowie bei der Zwangsumstellung neuer Gaskraftwerke auf grünen Wasserstoff. Diese Vorgaben verteuerten die Energiewende, ohne die Klimabilanz unter dem EUETS zu verbessern. Stattdessen forderte er eine Angebotsausweitung bei Speichern und wasserstofffähigen Gaskraftwerken.
Die von der Union ins Spiel gebrachte Renaissance der Kernkraft sieht Krebber skeptisch. Obwohl er einen technologieoffenen Ansatz grundsätzlich befürworte, bezweifelt er die Wettbewerbsfähigkeit von Kernkraftwerken. Wie die FAZ berichtet, sieht Krebber die hohen Investitionskosten und die damit verbundenen Stromentstehungskosten als Hauptproblem. Auch die Reaktivierung stillgelegter Kernkraftwerke sei aufgrund des fortgeschrittenen Rückbaus mit hohen Kosten verbunden und komme einem Neubau gleich. Der gesellschaftliche Konsens in Deutschland sei eine weitere Hürde. Krebber resümiert im FAZ-Interview: „Renaissance der Kernkraft? Großes Fragezeichen!“
Zum Thema CCS (Carbon Capture and Storage) erklärte Krebber, dass für die wenigen Tage, an denen erneuerbare Energien nicht ausreichend liefern, vor allem Gaskraftwerke benötigt werden. Da diese Anlagen selten laufen und wenig CO2 ausstoßen, sei der spätere Einsatz von Wasserstoff wahrscheinlich günstiger als CCS. Dennoch sei CCS in vielen Industrien und zur Produktion von blauem Wasserstoff dringend geboten.
Trotz Rückschlägen beim Wasserstoffhochlauf hält Krebber an der Technologie fest. Er sieht die Notwendigkeit von Nachfrage, Angebot und Infrastruktur. Das Angebot könne durch die Einbeziehung von nicht-grünem Wasserstoff günstiger gestaltet werden. Der Staat solle neben dem Kernnetz auch die Importinfrastruktur fördern und Anreize für die Nachfrageseite schaffen.
Den Sieg des Klimawandelleugners Donald Trump in den USA sieht Krebber gelassen. Die steigende Nachfrage nach sauberem Strom in den USA durch Elektrifizierung und den Bedarf an Datenzentren für Künstliche Intelligenz sei die Grundlage des RWE-Geschäfts. Auch unter Trumps erster Präsidentschaft sei der Ausbau der Erneuerbaren Energien gut gewesen.
Krebber kritisierte die EU-Klimazölle (CBAM) als bürokratischen Ansatz. Für den Export müssten EU-Unternehmen im internationalen Wettbewerb weitere freie CO2-Zuteilungen oder einen Ausgleich aus den staatlichen CO2-Einnahmen erhalten.
Abschließend mahnte Krebber schnellere Fortschritte bei den Kapazitätsmärkten für Kraftwerke an. Die bisherigen Pläne seien zu kompliziert und detailliert. Quellen: - Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/renaissance-der-kernkraft-grosses-fragezeichen-rwe-chef-markus-krebber-im-interview-110105639.html - Newstral: https://newstral.com/de/article/de/1260101747/rwe-chef-im-interview-renaissance-der-kernkraft-gro%C3%9Fes-fragezeichen-Abo - Newstral: https://newstral.com/de/regions/deutschland/bundesland-berlin/stadtkreis-berlin/berlin