20.1.2025
Sachsen drängt auf Liberalisierung von medizinischem Cannabis

Medizinisches Cannabis in Sachsen: Zwischen Legalisierung und Regulierung

Die Debatte um medizinisches Cannabis in Sachsen hat durch die jüngsten Äußerungen von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) neue Dynamik erhalten. Wie die Zeit berichtete, sprach sich Kretschmer bei einem Besuch der Leipziger Cannabis-Gruppe "Grünhorn" für eine klare Trennung zwischen medizinischem Cannabis und Cannabis für den privaten Konsum aus.

"Man kann hier in Leipzig lernen, dass das zwei verschiedene Dinge sind und die man auch trennen muss", wird Kretschmer von der Zeit zitiert. Während er dem privaten Gebrauch weiterhin kritisch gegenübersteht, betonte er: "Ich würde schon sehr dafür werben und mich auch dafür einsetzen, dass dieser Bereich des medizinischen Cannabis in ganz besonderer Weise auch unterstützt wird."

Abbau bürokratischer Hürden gefordert

Laut Sächsischer Zeitung hat sich die Situation für Unternehmen im Bereich des medizinischen Cannabis seit der Teillegalisierung im vergangenen Jahr bereits verbessert. Matthias Fischer, Geschäftsführer des pharmazeutischen Großhandels Canymed GmbH, berichtete von deutlich gesunkenen bürokratischen Aufwänden. "Der Abbau bürokratischer Hürden ist essenziell, um die Innovationskraft der Branche zu stärken und nachhaltig zu wirtschaften", betonte Fischer.

Gleichzeitig warnte Stefan Fritsch, Geschäftsführer der Grünhorn-Gruppe, vor den Folgen einer möglichen Rückkehr zu strengeren Regulierungen: "Eine Rückkehr in die Betäubungsmittel-Dokumentation wäre ein fundamentaler Rückschritt für Apotheker, Ärzte und die Unternehmen in Sachsen und Deutschland."

Wachsende Bedeutung des medizinischen Cannabis

Die LVZ berichtete, dass der Bedarf an medizinischem Cannabis in Deutschland kontinuierlich steigt. Während 2020 etwa 7,2 Tonnen Pflanzenblüten an Apotheken geliefert wurden, war die Menge 2022 mit 14,8 Tonnen bereits doppelt so hoch. Gleichzeitig wurden im vergangenen Jahr insgesamt 24,8 Tonnen Cannabis zu medizinischen und wissenschaftlichen Zwecken importiert.

In Sachsen selbst gibt es bereits Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind. So baut die Firma Demecan in Ebersbach bei Dresden medizinisches Cannabis an. Constantin von der Groeben, Geschäftsführer von Demecan, warnte laut LVZ vor den Folgen einer zu strengen Regulierung: "Für deutsche Produzenten macht es eigentlich keinen Sinn mehr, hier weiterzuarbeiten. Jeder vernünftige Unternehmer muss über kurz oder lang zu dem Schluss kommen, dass es besser wäre, zum Beispiel in Tschechien zu produzieren – um dann nach Deutschland zu exportieren."

Politische Initiative aus Sachsen

Vor diesem Hintergrund hat Sachsen nun eine Initiative im Bundesrat gestartet. Wie die Sächsische Zeitung berichtete, soll damit das seit 2017 geltende Gesetz "Cannabis als Medizin" im Zuge der avisierten Legalisierung geöffnet werden. In dem Antrag heißt es unter anderem: "Es erschließt sich nicht, warum das in Deutschland vorhandene Produktionspotenzial nicht genutzt wird... Eine dem steigenden Bedarf angepasste vorsichtige und schrittweise Lockerung der diesbezüglichen Reglementierungen könnte heimischen Unternehmen weitere Chancen eröffnen."

Ministerpräsident Kretschmer betonte laut Zeit, dass man hinsichtlich des medizinischen Gebrauchs "nicht zurückfallen, eins zu eins in die Zeit, die wir vor zwölf Monaten hatten" müsse. "Wenn wir da etwas ändern, dann brauchen wir eine Regelung, die dafür sorgt, dass dieser medizinische Bereich ausgenommen, besonders behandelt wird und damit auch Wachstumsmöglichkeit für die nächsten Jahre entsteht."

Die Entwicklung des medizinischen Cannabis-Sektors in Sachsen bleibt somit ein spannendes Thema, das die Balance zwischen medizinischem Nutzen, wirtschaftlichen Chancen und regulatorischen Anforderungen sucht.

Quellen:

https://www.zeit.de/news/2025-01/20/kretschmer-fuer-klare-trennung-bei-cannabis

https://www.lvz.de/mitteldeutschland/sachsen-fordert-mehr-cannabis-anbau-fuer-medizinische-zwecke-OOGCUS676VAJRB777KJDMBORC4.html

https://www.saechsische.de/cannabis-zuechter-muss-warten-3948771.html

https://www.saechsische.de/gesundheit/cannabis-jetzt-auch-aus-deutschland-5480468.html

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