12.11.2024
Solo-Dining Ein Trend Zwischen Selbstfürsorge Und Stigma

Solo-Dinner: Erwarten Sie noch jemanden?

Allein essen gehen – einst mitleidig beäugt, heute ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Genuss. Die Zeiten, in denen ein Solo-Dinner als Zeichen von Einsamkeit und sozialer Inkompetenz galt, sind vorbei. Immer mehr Menschen entdecken die Freude am Essen in der Öffentlichkeit ohne Begleitung. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, ist das sogenannte "Solo-Dining" längst im Mainstream angekommen, insbesondere in den sozialen Medien. Doch während der Trend für Männer meist problemlos akzeptiert wird, bleibt er für Frauen oft eine Herausforderung. So zitiert die SZ den französischen Philosophen Jean Baudrillard, der das Allein-Essen in der Öffentlichkeit einst als besonders trauriges Schicksal bezeichnete.

Doch was steckt hinter dem Wandel der Esskultur? Ein Faktor ist sicherlich die zunehmende Zahl an Single-Haushalten. Für Alleinlebende bietet der Restaurantbesuch eine Möglichkeit, unter Leute zu kommen und dem Gefühl der Isolation entgegenzuwirken. Gleichzeitig betonen Expert*innen, wie Deutschlandfunk Nova (DLF Nova) berichtet, den Aspekt der Selbstfürsorge ("Selfcare"). Das Solo-Dinner wird zum bewussten Date mit sich selbst, einer Gelegenheit, die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben in den Mittelpunkt zu stellen.

Auch die Corona-Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen. In Zeiten von Social Distancing und Lockdowns haben viele Menschen gelernt, das Alleinsein zu schätzen und auch beim Essen zu genießen. Wie DLF Nova Reporterin Lena Korbjun vermutet, könnte diese Erfahrung den Trend zum Solo-Dining weiter verstärkt haben.

Besonders in den USA ist das Solo-Dining stark im Kommen. Laut der Reservierungsplattform OpenTable ist die Zahl der Reservierungen für Einzelpersonen in den letzten zwei Jahren um 29 Prozent gestiegen, wie blue News (blue News) berichtet. Auch in Deutschland und Großbritannien verzeichnet OpenTable einen deutlichen Zuwachs an Solo-Reservierungen. In Japan geben laut einer Umfrage des Hot Pepper Gourmet Eating Out Research Institute bereits 23 Prozent der Befragten an, allein essen zu gehen.

Die Gastronomie reagiert auf den Trend mit angepassten Konzepten. So bieten immer mehr Restaurants spezielle Sitzgelegenheiten für Einzelgäste an, beispielsweise Plätze am Tresen oder kleine Tische mit nur einem Gedeck. Auch die Speisekarten werden angepasst, mit kleineren Portionen und einer größeren Auswahl an Gerichten, die sich für ein Solo-Dinner eignen, wie blue News berichtet. Einige Restaurants gehen sogar noch weiter und bieten spezielle Angebote für Allein-Essende an, um ihnen den Schritt über die Schwelle zu erleichtern.

Doch trotz des wachsenden Trends bleibt das Solo-Dining, insbesondere für Frauen, oft mit Vorurteilen behaftet. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, fehlt vielen Menschen die Vorstellungskraft, dass eine Frau ohne Begleitung weder unterhalten noch eingeladen werden will, sondern einfach nur in Ruhe ihr Essen genießen möchte. Hier ist noch Aufklärungsarbeit nötig, um das Solo-Dinner als das zu etablieren, was es ist: eine Form der Selbstbestimmung und des Genusses, unabhängig vom Beziehungsstatus.

Für alle, die sich noch nicht trauen, allein essen zu gehen, hat der Reiseblog Pink Compass (Pink Compass) einige Tipps: Starten Sie mit einem Kinobesuch oder einer geführten Tour, um sich an das Alleinsein in der Öffentlichkeit zu gewöhnen. Suchen Sie sich Restaurants in der Nähe Ihrer Unterkunft, um den Heimweg im Dunkeln zu verkürzen. Und scheuen Sie sich nicht, andere Reisende anzusprechen und sich ihnen anzuschließen.

Das Solo-Dinner ist mehr als nur ein Trend. Es ist ein Ausdruck des modernen Lebensgefühls, in dem Individualität und Selbstbestimmung großgeschrieben werden. Und wer weiß, vielleicht entdecken Sie ja beim nächsten Restaurantbesuch ganz allein die Freude am Essen for one.

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