14.11.2024
Soziale Integration bei Kohlmeisen Zuwanderung beeinflusst Lernverhalten

Meisen lernen nach Umzug von ihren neuen Nachbarn – Experiment mit Futterboxen belegt sozialen Lerneffekt

Wer umzieht, muss sich an neue Gegebenheiten anpassen und von seinen neuen Nachbarn lernen – das gilt nicht nur für Menschen. Ein Experiment mit Kohlmeisen hat gezeigt, wie schnell diese Vögel neue Strategien zur Futtersuche von Artgenossen in ihrer neuen Umgebung übernehmen. Wie die Zeit (Zeit Online, 14.11.2024) berichtet, liefert die Studie des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und der Universität Konstanz den ersten experimentellen Beweis für den starken Einfluss von Zuwanderung auf das soziale Lernen bei Tieren.

Für das Experiment wurden wildlebende Kohlmeisen (Parus major) eingefangen und in verschiedenen Volieren in Gruppen gehalten. In jeder Voliere lernten einige Meisen, sogenannte Tutor-Vögel, eine spezielle Futterbox zu öffnen, indem sie eine Tür verschoben. Der Trick war dabei in den verschiedenen Volieren unterschiedlich: Mal musste die Tür nach links, mal nach rechts geschoben werden, um an das Futter zu gelangen. Wie der stern (stern.de, 14.11.2024) berichtet, schauten sich die anderen Meisen in der Voliere den Trick von den Tutor-Vögeln ab.

Im nächsten Schritt wurde jeweils eine Meise in eine andere Voliere "umgesiedelt", in der die Öffnungsrichtung der Futterbox genau umgekehrt war. Die alteingesessenen Meisen kannten natürlich die richtige Technik für ihre Box, die neu hinzugekommene Meise jedoch nicht. Michael Chimento vom Max-Planck-Institut erklärte gegenüber der dpa (zitiert nach Zeit Online, 14.11.2024): "Wichtig ist, dass die Neuankömmlinge nicht wussten, dass sich die Belohnung geändert hatte. Sie konnten die Veränderung nur erkennen, indem sie entweder die Bewohner beim Benutzen der Box beobachteten oder selbst die andere Seite ausprobierten."

Das Ergebnis war erstaunlich: 80 Prozent der umgesiedelten Meisen schoben die Tür der Futterbox beim ersten Versuch in die neue, richtige Richtung. Sie ignorierten also die zuvor gelernte Methode und orientierten sich stattdessen am Verhalten ihrer neuen Nachbarn. Dieses Verhalten deutet laut Chimento (dpa, zitiert nach General-Anzeiger Bonn, 14.11.2024) eindeutig auf soziales Lernen hin: "Natürlich können wir die Vögel nicht fragen, woher sie ihre Informationen haben. Die Verhaltensmuster weisen aber eindeutig darauf hin, dass die Neuankömmlinge die anderen von Anfang an sehr genau beobachteten."

Chimento betont, dass Kohlmeisen in der Natur häufig kleinere Wanderungen unternehmen und sich neuen Schwärmen anschließen. Das Experiment simuliert diese "kleinen" Einwanderungsereignisse und zeigt, wie schnell sich die Vögel in neue soziale Gruppen integrieren und von ihnen lernen können (dpa, zitiert nach Westdeutsche Zeitung, 14.11.2024).

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "PLOS Biology" veröffentlicht.

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