September 10, 2024
Störche in Hohenfels: Ein Balanceakt zwischen Naturschutz und Anwohnerinteressen

Stadt gegen Storch: Wie 100 Störche ein 450-Einwohner-Dorf in Atem halten

In der kleinen Gemeinde Hohenfels, die unweit des Bodensees liegt, sorgt eine große Population von Störchen für Aufregung unter den Anwohnern. Mit etwa 100 Störchen, die auf lediglich 450 Einwohner kommen, ist das Verhältnis von Mensch zu Tier besonders auffällig. Bürgermeister Florian Zindeler hat bereits Alarm geschlagen und fordert Maßnahmen zur Regulierung der Storchenpopulation, die sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht hat.

Die Störche, die in der Region als streng geschützte Arten gelten, bringen nicht nur Freude, sondern auch einige Herausforderungen mit sich. Die Vögel hinterlassen ihren Kot, verursachen Lärm und finden sich häufig in landwirtschaftlichen Flächen ein, wo sie nach Nahrung suchen. Dies führt zu Konflikten mit den Landwirten, die um ihre Ernte fürchten.

Eine wachsende Herausforderung

Die Situation hat sich so weit zugespitzt, dass Bürgermeister Zindeler in einem offenen Brief an das Land Baden-Württemberg und an verschiedene Abgeordnete appelliert hat, einen Masterplan für den Umgang mit geschützten Arten zu entwickeln. Er betont, dass es wichtig sei, die Population der Störche zu stabilisieren, um ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier zu gewährleisten. Der Bürgermeister äußert die Befürchtung, dass die Situation mittelfristig als Plage bezeichnet werden könnte, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden.

Die genaue Anzahl der Störche in Hohenfels ist schwer zu bestimmen, da die Gemeinde eine große Fläche umfasst. Dennoch gibt es Berichte, dass an einem einzigen Morgen im August über 130 Störche in einem bestimmten Gebiet gezählt wurden. Dies entspricht einem Storch pro drei Einwohner, was die außergewöhnliche Dichte der Vögel in der Region verdeutlicht.

Warum gerade Hohenfels?

Die Gründe, warum sich die Störche gerade in Hohenfels angesiedelt haben, sind nicht ganz klar. Bürgermeister Zindeler führt die Attraktivität der Gemeinde auf die reiche Naturlandschaft zurück, die ideale Bedingungen für die Futtersuche der Störche bietet. Die Riedflächen in der Umgebung sind reich an kleinen Tieren, die als Nahrungsquelle dienen. Dies hat dazu geführt, dass sich die Störche in der Region niederlassen und gute Bedingungen für die Aufzucht ihrer Jungen finden.

Die Sicht der Anwohner

Die Meinungen unter den Anwohnern sind geteilt. Während einige die Störche als Bereicherung empfinden, sehen andere die Herausforderungen, die mit ihrer Anwesenheit einhergehen. Josef Martin, der Storchenbeauftragte der Gemeinde, sieht die Situation eher gelassen. Er berichtet, dass es bei ihm noch nie vorgekommen ist, dass ein Storch seine Hinterlassenschaften auf einer Terrasse hinterlassen hat. Die Nester befinden sich in der Regel an Orten, die keinen direkten Kontakt zu Wohnbereichen haben.

In den ruhigen Ortsteilen wie Mindersdorf, wo es kaum noch Geschäfte oder wirtschaftliche Aktivitäten gibt, wird das Geklapper der Störche von den Anwohnern als Teil der Natur angesehen. Martin betont, dass die Störche keine Bedrohung für die Menschen darstellen, und dass man sich an die Gegebenheiten anpassen könne.

Regulierung der Population

Die Diskussion über eine mögliche Regulierung der Storchenpopulation wird immer lauter. Bürgermeister Zindeler schlägt vor, eine Obergrenze für die Anzahl der Nester und Tiere festzulegen, die vom Umweltministerium als verträglich eingestuft werden könnte. Eine solche Maßnahme könnte dazu beitragen, das Gleichgewicht zwischen Mensch und Tier zu wahren und die Belastungen für die Anwohner zu reduzieren.

Die Jungvögel haben die Region bereits verlassen und sind in den Süden gezogen, während die älteren Störche noch vor Ort sind. Bis zum Frühjahr wird sich zeigen, wie viele Störche im nächsten Jahr zurückkehren werden und ob die Population weiterhin ansteigt.

Fazit

Die Situation in Hohenfels verdeutlicht die Herausforderungen, die mit dem Schutz von Tierarten und dem Zusammenleben mit der Natur einhergehen. Während die Störche für viele ein Symbol der Natur sind, stehen sie auch im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen Naturschutz und den Bedürfnissen der Anwohner. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie die Gemeinde mit dieser besonderen Herausforderung umgeht.

Quellen: dpa, Südkurier, Zeit.de

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