Hundert Jahre nach der Uraufführung kehrt Richard Strauss' "Intermezzo" an die Semperoper Dresden zurück – in einer Inszenierung von Axel Ranisch, die, wie Jan Brachmann in der F.A.Z. berichtet, eine Hommage an die Ehe des Komponisten und seiner Frau Pauline darstellt. Im Zentrum stehen die klassischen Fragen der Beziehungskrise: Wer geht auf den anderen zu? Wer sucht die Nähe, wer weicht aus? Ranisch beleuchtet in seiner Inszenierung die Dynamik zwischen Hofkapellmeister Robert Storch und seiner Frau Christine, die, wie die F.A.Z. schreibt, verbal nicht gut miteinander umgehen, aber dennoch eine starke körperliche Anziehungskraft verbindet.
Wie die F.A.Z. weiter ausführt, spiegelt das Stück eine reale Ehekrise wider, die Strauss 1902 erlebte. Ein Brief einer gewissen Mieze Mücke, der irrtümlich bei Strauss eintraf, löste einen Eifersuchtssturm bei Pauline aus, der erst abebbte, als sich die Verwechslung aufklärte. Nach dem Ersten Weltkrieg verarbeitete Strauss diese Episode in seiner "bürgerlichen Komödie mit sinfonischen Zwischenspielen". Die F.A.Z. merkt an, dass Strauss zwar vom szenischen Bau und der Leichtigkeit der Dialoge begeistert war, die Verdichtung zum geistreichen Aperçu ihm jedoch nicht immer gelang.
Ranischs Inszenierung, so die F.A.Z., fragt nach Paulines Empfindungen angesichts der öffentlichen Zurschaustellung ihrer Eheprobleme. Katharina Pittelkow und Erik Brünner spielen das Ehepaar Strauss in einer Parallelhandlung auf Bühne und Leinwand. Die Inszenierung, die laut F.A.Z. mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist, zeigt Paulines Unbehagen über den Übergriff, zum Material eines Kunstwerks zu werden.
Maria Bengtsson singt die Christine mit der nötigen lyrischen Wärme und feinen Zeichnung, Christoph Pohl den Robert nobel und biegsam, wie die F.A.Z. beschreibt. James Ley gibt den Baron Lummer mit viel Charme. Patrick Hahn leitet die Staatskapelle Dresden mit Genauigkeit und Glut, so die F.A.Z.. Ranisch, so die F.A.Z. weiter, macht aus dem "Intermezzo" keine reine Komödie, sondern eine Reflexion über die Folgen autofiktionalen Schreibens.
Auch die Webseite concerti.de berichtet über die Premiere und hebt die innovative Verschmelzung von Bühne, Film und Graphic Novel hervor. Ranischs Inszenierung verlegt die Handlung an den Beginn des 20. Jahrhunderts und zeigt das Ehepaar Strauss als Zuschauer der Uraufführung. Pauline, konsterniert über die Darstellung ihrer Ehe, flüchtet ins Foyer, während auf der Bühne verschiedene Strauss-Opernfiguren erscheinen, wie concerti.de berichtet. Die Videoprojektionen von Falko Herold ergänzen die Bühnenhandlung um karikaturhafte und charmante Elemente.
Die Webseite der Semperoper beschreibt die Oper als musikalische Liebeserklärung an Strauss' Ehefrau und betont die filmisch schnell wechselnden Episoden, die ein Charakterbild von Pauline und Richard Strauss zeichnen. Die sinfonischen Zwischenspiele gewähren Einblicke in das Seelenleben der Figuren. Die Handlung wird detailliert beschrieben, beginnend mit der Abreise Robert Storchs und Christines emotionaler Achterbahnfahrt, ausgelöst durch einen falsch zugestellten Brief.
Der Opernfreund berichtet ebenfalls über die Inszenierung und betont die örtliche und zeitliche Nähe zur Uraufführung vor hundert Jahren. Ranischs Inszenierung wird als flott und vielseitig beschrieben, die die Uraufführung aus heutiger Sichtweise rekonstruiert. Die Rahmenhandlung ermöglicht es, das Werk heutigen gesellschaftlichen Bedingungen zugänglich zu machen. Die Webseite hebt auch die Bedeutung von Pauline de Ahna als Inspiration für Strauss' Opernfiguren hervor.
Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk berichten ebenfalls über die Premiere und bieten Audiobeiträge zur Inszenierung. Musik-in-Dresden.de liefert eine weitere Rezension, in der die musikalische Leistung der Sächsischen Staatskapelle unter Patrick Hahn gelobt und die Inszenierung als witzig und ironisch beschrieben wird. Die Bühne von Saskia Wunsch wird als gelungenes "eheliches Versuchsfeld" bezeichnet.