Israel verfolgt die rasanten Entwicklungen im syrischen Bürgerkrieg mit großer Aufmerksamkeit und bereitet sich auf verschiedene mögliche Ausgänge vor, darunter auch einen potenziellen Zusammenbruch der syrischen Armee. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am 6. Dezember 2024 berichtete, erklärte das israelische Militär: "Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet, sowohl offensiv als auch defensiv." „Axios“, eine US-amerikanische Nachrichtenseite, zitierte zwei israelische Geheimdienstmitarbeiter, die den Verfall der syrischen Verteidigungslinien als schneller als erwartet einschätzten. Verteidigungsminister Yoav Gallant habe sich laut dpa mit der Militärführung über die Lage beraten.
Auslöser der aktuellen Besorgnis ist die jüngste Offensive eines Bündnisses rivalisierender Rebellengruppen, die überraschende Geländegewinne im Nordwesten Syriens erzielen konnten. Nach Kämpfen um Aleppo und Hama rücken die Rebellen nun auf Homs vor, wo eine möglicherweise entscheidende Schlacht droht. Laut „Axios“, das sich auf einen US-Beamten beruft, hat Israel gegenüber Washington seine Bedenken hinsichtlich der Situation geäußert. Israel befürchtet sowohl eine Machtübernahme durch radikale Islamisten als auch eine verstärkte iranische Präsenz zur Unterstützung von Präsident Assad.
Auch das Institut für Nationale Sicherheit (INSS) in Tel Aviv analysiert die Lage. Ein Sturz Assads durch die die Offensive anführende Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) würde zwar den Iran und die Hisbollah schwächen, jedoch könnte die Kontrolle dschihadistischer Gruppen über Teile Syriens eine neue Bedrohung für Israel darstellen. Die „Times of Israel“ zitiert einen israelischen Beamten, der Israels Interesse an einer Schwächung beider Seiten durch deren gegenseitige Bekämpfung beschrieb.
Das israelische Militär bekräftigte laut dpa, keine Bedrohungen an der libanesisch-syrischen Grenze zu tolerieren und jede Bedrohung für Israel abzuwehren. UN-Generalsekretär António Guterres forderte humanitären Zugang zu Zivilisten in Syrien und ein Ende der Gewalt. Nach einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in New York erklärte er, es sei nach 14 Jahren Krieg „Zeit für ernsthaften Dialog“. Die Türkei dementiert eine Beteiligung an der Rebellenoffensive. Beobachter vermuten jedoch eine Billigung durch Ankara, das von einer Schwächung kurdischer Milizen und einer Rückkehr syrischer Flüchtlinge profitieren könnte. Der Konflikt in Syrien begann 2011 mit Protesten gegen die Assad-Regierung und entwickelte sich zu einem Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung, in dem Russland, der Iran, die Türkei und die USA eigene Interessen verfolgen.
Gleichzeitig laufen laut dpa intensive Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Krieg zwischen Israel und der Hamas.
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