October 4, 2024
Die systematische Vertuschung von Missbrauch im Bistum Osnabrück

Wie die Kirche Missbrauch unter dem Deckmantel der "Liebe" verbarg

Die katholische Kirche in Deutschland wird seit Jahren von Missbrauchsskandalen erschüttert. Immer wieder kommen neue Fälle ans Licht, in denen Priester und andere Kirchenmitarbeiter Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. Eine aktuelle Studie der Universität Osnabrück zum Bistum Osnabrück zeigt nun, mit welchen perfiden Strategien die Täter und die Bistumsleitung den Missbrauch systematisch verharmlost und vertuscht haben.

Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet, wurden in der Studie unter anderem interne Dokumente des Bistums ausgewertet, in denen die Fälle von sexuellem Missbrauch dokumentiert sind. Dabei stießen die Wissenschaftler auf eine Vielzahl von Narrativen, mit denen die Täter und die Bistumsleitung versuchten, die Taten zu relativieren oder gar zu leugnen.

So wurden die sexuellen Übergriffe von Priestern auf Kinder und Jugendliche häufig als „Liebesbeziehungen“ oder „einvernehmliche sexuelle Handlungen“ dargestellt. Auch von „gesundheitlichen Problemen“ der Täter war die Rede, die diese angeblich zu den Taten getrieben hätten. In anderen Fällen wurde der Missbrauch schlichtweg totgeschwiegen oder die Opfer wurden unter Druck gesetzt, zu schweigen.

Die Studie der Universität Osnabrück zeigt deutlich, dass die Vertuschung von sexuellem Missbrauch im Bistum Osnabrück System hatte. Die Täter konnten sich über Jahrzehnte hinweg an Kindern und Jugendlichen vergehen, ohne dass die Bistumsleitung konsequent einschritt. Im Gegenteil: In vielen Fällen wurden die Täter sogar geschützt und in andere Gemeinden versetzt, wo sie erneut Kinder und Jugendliche missbrauchen konnten.

Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass die systematische Vertuschung von sexuellem Missbrauch im Bistum Osnabrück auf ein strukturelles Problem innerhalb der katholischen Kirche zurückzuführen ist. Sie fordern daher eine umfassende Aufklärung der Missbrauchsfälle und eine grundlegende Reform der Kirche.

Die Veröffentlichung der Studie hat im Bistum Osnabrück und in der gesamten katholischen Kirche in Deutschland für Entsetzen und Empörung gesorgt. Der amtierende Bischof, Franz-Josef Bode, hat sich für die Fehler der Vergangenheit entschuldigt und eine umfassende Aufarbeitung der Missbrauchsfälle angekündigt. Ob dies ausreicht, um das verlorene Vertrauen der Gläubigen zurückzugewinnen, ist fraglich.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/missbrauch-im-bistum-osnabrueck-mehr-als-400-betroffene-110024552.html
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