19.10.2024
Taliban setzen strenge Vorschriften durch und entlassen Sicherheitskräfte

Bartwuchs verweigert – Taliban werfen 281 Sicherheitskräfte raus

Das afghanische Sittenministerium, das unter der Kontrolle der Taliban steht, hat kürzlich eine drastische Maßnahme ergriffen, indem es 281 Sicherheitskräfte entlassen hat, weil diese sich weigerten, einen Bart zu tragen. Diese Entscheidung ist Teil einer breiteren Kampagne der Taliban, die darauf abzielt, die Einhaltung ihrer strengen Auslegung des islamischen Rechts durchzusetzen. Laut einem Bericht des Ministeriums wurden im vergangenen Jahr über 13.000 Personen in Afghanistan wegen sogenannter „unsittlicher Handlungen“ festgenommen.

Mohibullah Mochlis, der Direktor für Planung und Gesetzgebung des Sittenministeriums, gab auf einer Pressekonferenz bekannt, dass von den 13.000 Festnahmen etwa die Hälfte innerhalb von 24 Stunden wieder freigelassen wurde. Details zu den spezifischen Vorwürfen oder dem Geschlecht der Inhaftierten wurden in dem Bericht nicht spezifiziert.

Zusätzlich zu den Entlassungen von Sicherheitskräften berichtete Mochlis, dass im vergangenen Jahr mehr als 21.000 Musikinstrumente zerstört wurden. Diese Maßnahmen sind Teil der Bemühungen der Taliban, die Verbreitung von Musik und anderen kulturellen Ausdrucksformen, die sie als unethisch betrachten, zu unterbinden. Auch Computerbetreiber wurden daran gehindert, „unsittliche und unethische“ Filme auf Märkten zu verkaufen.

Die Rolle des Sittenministeriums

Das Sittenministerium hat nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 die Räumlichkeiten des zuvor aufgelösten Frauenministeriums in Kabul übernommen. Diese Institution hat sich schnell zu einem zentralen Akteur in der Durchsetzung der strengen moralischen Vorschriften entwickelt, die die Taliban als Teil ihrer Herrschaft implementieren. Die Taliban haben sich immer wieder für ihre Auslegung des islamischen Rechts ausgesprochen und argumentieren, dass ihre Regeln und Vorschriften mit den Traditionen und Bräuchen Afghanistans übereinstimmen.

Die Maßnahmen des Sittenministeriums stehen jedoch in der Kritik. Menschenrechtsorganisationen und die Vereinten Nationen haben die Taliban wegen ihrer strengen Vorschriften, insbesondere gegenüber Frauen, und der Unterdrückung der Meinungsfreiheit stark kritisiert. Berichten zufolge wurden Frauen festgenommen, weil sie sich nicht an die von den Taliban geforderten islamischen Kleidungsstandards hielten. Die Taliban wiesen diese Vorwürfe als „grundlos“ zurück und betonten, dass ihre Regeln im Einklang mit ihrer Interpretation des islamischen Rechts stünden.

Internationale Reaktionen

Die internationale Gemeinschaft hat auf die Entwicklungen in Afghanistan mit Besorgnis reagiert. Die fortlaufenden Menschenrechtsverletzungen, insbesondere die Einschränkungen für Frauen und die repressiven Maßnahmen gegen kulturelle Ausdrucksformen, haben zu einem Rückgang der diplomatischen Beziehungen und der internationalen Unterstützung für das Land geführt. Viele Länder und Organisationen fordern ein Umdenken der Taliban in Bezug auf ihre Politik und die Behandlung von Bürgern, insbesondere von Frauen.

Die Taliban scheinen jedoch entschlossen, ihre Agenda fortzusetzen, ungeachtet der internationalen Kritik. Die Entlassung der Sicherheitskräfte aufgrund ihres Bartwuchses ist nur ein weiteres Beispiel für die strengen Regeln, die die Taliban in Afghanistan durchsetzen wollen. Diese Regeln sind Teil eines umfassenderen Plans zur Wiederherstellung der „islamischen Ordnung“, wie sie sie definieren.

Fazit

Die aktuellen Ereignisse in Afghanistan zeigen, wie die Taliban weiterhin versuchen, ihre Kontrolle über die Gesellschaft durchzusetzen, indem sie strenge moralische und kulturelle Normen durchsetzen. Die Entlassung von 281 Sicherheitskräften aufgrund des Fehlens eines Bartes ist ein klares Signal für die Richtung, in die das Land unter der Taliban-Herrschaft steuert. Während die internationale Gemeinschaft weiterhin auf die Menschenrechtslage in Afghanistan aufmerksam macht, bleibt abzuwarten, ob und wie sich die Taliban auf den Druck von außen reagieren werden.

Die Situation in Afghanistan bleibt angespannt, und die Herausforderungen für die Bevölkerung sind enorm. Die Berichte über Festnahmen, Zerstörungen von Musikinstrumenten und die strengen Vorschriften des Sittenministeriums werfen ein düsteres Licht auf die Zukunft des Landes unter der Taliban-Herrschaft.

Quellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Der Standard, t-online.

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