Die rund 1.200 Beschäftigten der Großbäckerei Aryzta in Eisleben (Sachsen-Anhalt) und 175 in Nordhausen (Thüringen) erhalten eine erhebliche Lohnerhöhung. Wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) bekannt gab, steigen die Löhne für alle Mitarbeiter um mindestens 13 Prozent. Ein Unternehmenssprecher bestätigte den Tarifabschluss. (ZEIT ONLINE: Tarifabschluss für Bäckerei-Beschäftigte, 18. Dezember 2024) Aryzta, ein europäischer Marktführer für Tiefkühlbackwaren, beliefert unter anderem große Einzelhandelsketten und Gastronomiebetriebe. Derzeit investiert das Unternehmen in den Ausbau der Produktionskapazitäten am Standort Eisleben.
Der neue Unternehmenstarifvertrag, der laut NGG ab dem 1. Januar 2025 für ein Jahr gültig ist, beinhaltet neben der zweistelligen Gehaltserhöhung auch eine Anpassung der Eingruppierung. NGG-Verhandlungsführer Olaf Klenke betonte die positive Auswirkung der Lohnerhöhung für alle Beschäftigten und sieht darin einen wichtigen Schritt zur Abkehr vom Niedriglohn. Die meisten Mitarbeiter in der untersten Lohngruppe verdienen nun knapp 15 Euro pro Stunde, im Vergleich zu vorher rund 13 Euro. Ein weiteres Ziel sei der Abbau des noch immer bestehenden deutlichen Lohnunterschieds zu den Aryzta-Werken in Westdeutschland.
Auch in anderen Bereichen der Lebensmittelindustrie wurden kürzlich Tarifabschlüsse erzielt. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) und die NGG einigten sich im November 2024 auf einen Tarifabschluss für die Süßwarenindustrie im Tarifgebiet Berlin-West mit einer Laufzeit von 22 Monaten. Dieser sieht unter anderem eine Lohnerhöhung von 5 Prozent ab November 2024 und weitere 2,5 Prozent ab Oktober 2025 sowie eine Inflationsausgleichsprämie vor. (Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V.: BDSI und NGG einigen sich auf Tarifabschluss der Süßwarenindustrie im Tarifgebiet Berlin-West) Vergleichbare Abschlüsse wurden auch in anderen Tarifgebieten der Süßwarenindustrie erreicht, beispielsweise in Hamburg/Schleswig-Holstein, wo ebenfalls Lohnerhöhungen und Inflationsausgleichsprämien vereinbart wurden. (Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V.: BDSI und NGG einigen sich auf Tarifabschluss der Süßwarenindustrie in Hamburg/Schleswig-Holstein)
Im Juni 2024 wurde ein Tarifabschluss für die Beschäftigten der ostdeutschen Brotindustrie geschlossen, der eine Lohnerhöhung von insgesamt 6,76 Prozent über 13 Monate vorsieht. Dieser Abschluss betrifft etwa 3.000 Beschäftigte und wurde von der NGG als Erfolg gewertet. (proplanta: Beschäftigte der ostdeutschen Brotindustrie bekommen mehr Geld) Der Verband Deutscher Großbäckereien bezeichnete den Abschluss als einen Kompromiss, der den Interessen beider Seiten gerecht werde.
Die Tarifabschlüsse in der Lebensmittelindustrie verdeutlichen, dass die Gewerkschaften in Zeiten von Inflation und steigenden Preisen erfolgreich für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder eintreten. Die erreichten Ergebnisse stärken die Kaufkraft der Beschäftigten und tragen zur Verringerung des Lohnunterschieds zu Westdeutschland bei.
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