12.11.2024
Tarifkonflikt in der Metallindustrie Südwest Deutschlands

Tarifrunde: Mehr Geld für Metallerinnen und Metaller im Südwesten

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie (M+E) im Südwesten sind in vollem Gange und von Warnstreiks geprägt. Wie die IG Metall Baden-Württemberg berichtet, beteiligten sich bis zum 7. November 2024 bereits mehr als 140.000 Beschäftigte an den Aktionen. Allein am 7. November legten rund 10.000 Metallerinnen und Metaller in 160 Betrieben die Arbeit nieder, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Zu den betroffenen Unternehmen gehörten unter anderem Bosch und Marelli in Reutlingen, Caterpillar Energy Solutions in Mannheim und Daimler Truck in Rastatt. Die IG Metall Bezirksleiterin und Verhandlungsführerin Barbara Resch betonte die Bedeutung der starken Beteiligung und den Willen zu einem schnellen und guten Abschluss.

Die zentrale Forderung der IG Metall für die rund eine Million Beschäftigten der Branche in Baden-Württemberg beläuft sich auf 7 Prozent mehr Gehalt über einen Zeitraum von 12 Monaten. Zusätzlich sollen Auszubildende und dual Studierende 170 Euro mehr erhalten. Die Zeit berichtete am 12. November 2024 ebenfalls über die Tarifrunde und die damit verbundenen Warnstreiks.

Die Verhandlungen gestalten sich als äußerst komplex. Die IG Metall sieht sich, wie die Tagesschau in einer Analyse vom 20. September 2024 erläutert, in einer schwierigen Position. Einerseits erkennt sie die angespannte wirtschaftliche Lage der Branche an, andererseits steht sie unter dem Druck der Mitglieder, die deutliche Gehaltserhöhungen erwarten. Auch innerhalb der Arbeitgeberverbände gibt es unterschiedliche Meinungen. Während die Verbandsfunktionäre die Notwendigkeit berücksichtigen, auf die Erwartungen der Belegschaft einzugehen, sehen viele Mitglieder die Forderung der Gewerkschaft als unrealistisch an. Sie befürchten angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen, in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.

Die Tagesschau-Analyse hebt hervor, dass die IG Metall ihre 7-Prozent-Forderung intern von Beginn an kritisch betrachtet habe. Da die Metallerinnen und Metaller aufgrund früherer hoher Gehaltssteigerungen keinen Reallohnverlust durch die Inflation hinnehmen mussten, fehlte die übliche Begründung für eine hohe Forderung, die sich traditionell aus Inflationserwartung, Produktivitätsfortschritt und Umverteilung zusammensetzt. Die gestiegenen Erwartungen der Mitglieder führten jedoch dazu, dass die Umverteilung von Wohlstand stärker betont wurde, was angesichts der kritischen Branchenlage schwer zu argumentieren ist.

Ein weiterer Aspekt, der die Verhandlungen beeinflusst, ist die Mitgliederstruktur der IG Metall. Wie die Tagesschau berichtet, sind die Beiträge der angestellten Mitglieder, die ein Prozent ihres Bruttogehalts zahlen, eine wichtige Einnahmequelle für die Gewerkschaft. Daher ist es für die IG Metall von großer Bedeutung, die Interessen dieser Mitglieder zu vertreten und Arbeitsplätze zu sichern. Gleichzeitig muss sie aber auch die langfristige Entwicklung der gesamten Branche im Blick behalten, um neue Mitglieder gewinnen zu können.

Ein möglicher Kompromiss, so die Tagesschau, könnte in der Laufzeit des neuen Tarifvertrags liegen. Die geforderten 7 Prozent könnten über einen längeren Zeitraum verteilt werden, was die Belastung für die Unternehmen reduzieren würde. Zusätzlich könnten bestehende Regelungen, die in Notfällen Abweichungen vom Tarifniveau erlauben, bestätigt oder erweitert werden.

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten bleiben somit spannend. Der Ausgang ist offen und wird maßgeblich von der Kompromissbereitschaft beider Seiten abhängen.

Quellen:

  • https://www.zeit.de/news/2024-11/12/mehr-geld-fuer-metallerinnen-und-metaller-im-suedwesten
  • https://www.bw.igm.de/news/meldung.html?id=109401
  • https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/metall-elektroindustrie-tarifverhandlungen-ig-metall-100.html
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