Das tschechische Umweltministerium hat die Umweltverträglichkeitsprüfung für einen kleinen modularen Reaktor (SMR) im Atomkraftwerk Temelin eingeleitet. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, soll der SMR auf dem Gelände des bestehenden Kraftwerks errichtet werden und eine elektrische Nennleistung von bis zu 500 Megawatt erreichen. Die "Zeit" berichtete am 22. November 2024 ebenfalls über den Start der Umweltprüfung (https://www.zeit.de/news/2024-11/22/tschechien-startet-umweltpruefung-fuer-kleinreaktor-in-temelin).
Im Zuge des Verfahrens sollen Anrainergemeinden, die Öffentlichkeit und auch die Nachbarstaaten die Möglichkeit erhalten, sich zu dem Projekt zu äußern, wie Umweltminister Petr Hladik laut dpa versicherte. Er betonte die Bedeutung der Atomkraft für die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und den Kohleausstieg. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Österreichs informiert auf seiner Webseite über die Beteiligung Österreichs an bisherigen Umweltverträglichkeitsprüfungen in Temelin (https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/nuklearpolitik/grenznahe_kkw/temelin.html).
Während die Nuklearindustrie die SMR als einfacher, sicherer und effizienter als herkömmliche Großkraftwerke anpreist, äußern Atomkraftgegner laut dpa Zweifel und befürchten zusätzliche Risiken durch eine mögliche Vervielfachung der Anlagen und die damit verbundenen Herausforderungen für die Kontrolle. Die Nähe des Standorts Temelin zur bayerischen und österreichischen Grenze (weniger als 60 Kilometer) wird in diesem Zusammenhang besonders kritisch betrachtet. Auch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) hat in der Vergangenheit seine Bedenken bezüglich des AKW-Ausbaus in Temelin geäußert und auf die Einhaltung höchster Sicherheitsstandards gedrungen (https://www.stmuv.bayern.de/themen/reaktorsicherheit/temelin/index.htm).
Der tschechische Energiekonzern CEZ plant laut dpa den Einsatz von bis zu sechs SMR bis 2050, um Kohlekraftwerke zu ersetzen. Ein kürzlich geschlossener Kooperationsvertrag mit der Rolls-Royce Group, die über langjährige Erfahrung im Bau von Atomreaktoren für U-Boote verfügt, unterstreicht diese Ambitionen. CEZ beteiligt sich mit 20 Prozent an Rolls-Royce SMR und will aktiv an der Entwicklung der Technologie mitwirken. Die Tagesschau berichtete am 6. Februar 2024 über die Pläne der tschechischen Regierung zum Bau von vier Atomreaktoren (https://www.tagesschau.de/ausland/europa/tschechien-atomkraft-100.html). Das BMK Österreich erwähnt ebenfalls die Planungen für bis zu vier neue Reaktoren in Dukovany und Temelin (https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/nuklearpolitik/grenznahe_kkw/neue_kkw.html).