Wasserversorgung der Tesla-Gigafactory in Grünheide: Anhaltende Konflikte mit dem Wasserverband
Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) und Tesla befinden sich in erneuten Verhandlungen über die Wasserversorgung der Gigafactory in Grünheide. Wie die F.A.Z. berichtet, lehnt der Verbandsvorsteher André Bähler den aktuellen Vertragsentwurf ab und kritisiert die zunehmende politische Einflussnahme auf den kommunalen Wasserversorger. Obwohl der Wasserverbrauch von Tesla geringer ausfällt als ursprünglich prognostiziert, sieht Bähler im vorliegenden Vertragsentwurf Punkte, die den Interessen des Verbandes zuwiderlaufen.
Ein zentraler Diskussionspunkt ist die Messmethode für „refraktären Phosphor“. Seit Inbetriebnahme der Fabrik überschreitet Tesla den Grenzwert für diesen Parameter, gibt jedoch an, die Ursache nicht feststellen zu können. Bähler betrachtet die im Vertragsentwurf vorgeschlagene Änderung der Messmethode kritisch, da sie seiner Einschätzung nach nicht den Vorgaben des Landesamtes für Umwelt entspricht und das tatsächliche Ausmaß der Belastung verharmlosen könnte. Auch die Berliner Wasserbetriebe, Betreiber der nachgeschalteten Kläranlage, haben einer Anhebung des Grenzwertes nicht zugestimmt.
Die Verhandlungen zwischen dem WSE und Tesla zur Wasserversorgung der Gigafactory ziehen sich bereits seit längerem hin. Wie teslamag.de berichtet, hatte der WSE bereits Anfang 2020 auf "umfangreiche und schwerwiegende Probleme" im Zusammenhang mit der Versorgung der Fabrik hingewiesen. Trotz eines zwischenzeitlich im Oktober 2020 geschlossenen Vertrags halten die Spannungen an. Der WSE betont, kein Gegner von Tesla zu sein, sieht sich jedoch in der Verantwortung, die langfristige Wasserversorgung der Region zu gewährleisten. Die Planungen der Wasserwirtschaft haben oft einen Zeithorizont von 30 Jahren, während Tesla in Grünheide weitreichende Erweiterungspläne verfolgt, die den Wasserbedarf deutlich steigern könnten.
Die Debatte um die Wasserversorgung der Tesla-Fabrik begleitet das Projekt von Beginn an. Das Handelsblatt berichtete bereits 2021 über die Bedenken des WSE hinsichtlich möglicher Grundwasserverunreinigungen durch Störfälle, insbesondere in der geplanten Batteriefabrik. Verbandschef Bähler forderte damals ein Gutachten zur Risikobewertung und klare Zusicherungen von Tesla zum Schutz des Grundwassers.
Auch die Finanzierung der Wasserversorgung war in der Vergangenheit ein Thema. Wie das manager magazin berichtet, musste Tesla im Oktober 2020 die Wasserversorgung auf der Baustelle zwischenzeitlich einstellen, da ausstehende Rechnungen nicht beglichen worden waren. Der Wasserverband betonte damals, Tesla werde „wie jeder andere Kunde“ behandelt.
Der rbb berichtete kürzlich über die Vertagung einer Entscheidung über den neuen Wasservertrag. Tesla strebt höhere Grenzwerte für das Abwasser an, während der Wasserverbrauch gesunken ist. Die Verbandsversammlung hat den Vertragsentwurf zunächst der Kommunalaufsicht zur rechtlichen Prüfung vorgelegt. Eine erneute Beratung ist für Dezember vorgesehen.
Die Geschichte der Tesla-Ansiedlung in Brandenburg, von der Ankündigung im November 2019 bis zur Eröffnung im März 2022, verdeutlicht die Herausforderungen und Konflikte, die das Projekt begleitet haben. Wie die Tagesschau berichtet, wurde das Werk trotz ambitionierter Zeitpläne und wiederholter Einwände von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen in Rekordzeit errichtet. Die Wasserversorgung blieb jedoch ein anhaltender Streitpunkt.
Die aktuelle Situation zeigt die komplexen Herausforderungen bei der Ansiedlung großer Industrieprojekte. Die Interessen der Unternehmen, der Politik und der lokalen Bevölkerung müssen in Einklang gebracht werden, um eine nachhaltige Entwicklung zu sichern. Die Wasserversorgung spielt dabei eine entscheidende Rolle, insbesondere in Regionen mit knappen Wasserressourcen.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/wasserversorger-ohne-uns-haette-tesla-nie-starten-koennen-110148633.html
- teslamag.de: https://teslamag.de/news/deutsche-gigafactory-zustaendiger-wasser-verband-keine-tesla-gegner-35795
- Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/gigafactory-in-brandenburg-kontaminierung-des-grundwassers-nicht-ausgeschlossen-wasserversorger-fuerchtet-geplante-tesla-batteriefabrik/27702820.html
- manager magazin: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/tesla-fabrik-in-gruenheide-baustopp-bis-elon-musk-dem-wasserverband-die-rechnung-fuer-wasser-bezahlt-a-5a6aa79a-99b0-4b4b-a8c2-51ab14559931
- rbb24: https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/10/brandenburg-gruenheide-tesla-wasser-vertrag-erhoehung-grenzwerte.html
- Tagesschau: https://www.tagesschau.de/inland/regional/brandenburg/rbb-fuenf-jahre-tesla-in-gruenheide-von-der-ankuendigung-zum-werksausbau-102.html
- innn.it: https://innn.it/KeineTeslaerweiterung
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/die-bahn-muss-umbauen-110143728.html