26.11.2024
Thüringer Koalitionsvertrag: Lob und Kritik für neue Bildungspolitik

Thüringer Bildungspolitik: Koalitionsvertrag spaltet die Meinungen

Der Koalitionsvertrag der zukünftigen Thüringer Landesregierung aus CDU, BSW und SPD sorgt für geteilte Reaktionen im Bildungsbereich. Während der Thüringer Lehrerverband den Vertrag als "wahnsinnig gutes Papier" lobt, äußert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) deutliche Skepsis. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sieht der Vorsitzende des Lehrerverbands, Tim Reukauf, positive Ansätze in der Bildungspolitik des Vertrags. Insbesondere Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels, zur Digitalisierung und zur Entbürokratisierung werden hervorgehoben. Reukauf betont, dass die im Vertrag formulierten Pläne in die richtige Richtung gehen, ob die Koalition Thüringen tatsächlich zum "führenden Bildungsland" mache, wie im Vertrag angekündigt, müsse die Umsetzung zeigen. "Das sind alles Ziele, wo wir merken, da haben Praktiker mitgearbeitet", so Reukauf gegenüber dpa. Besonders begrüßt der Lehrerverband die geplanten Sprachtests vor der Einschulung sowie das erlaubte Handyverbot an Grundschulen. Die GEW-Vorsitzende Kathrin Vitzthum steht den geplanten Deutschtests für Fünfjährige im Kindergarten kritisch gegenüber. Sie fragt, wer die Tests durchführen und wer dafür qualifiziert sei. Die GEW vertritt im Gegensatz zum Lehrerverband auch Erzieherinnen und Erzieher. Vitzthum sieht in der geplanten Verpflichtung von Kindern mit Sprachförderbedarf zu einem Vorschuljahr eine rechtliche Herausforderung, da der Kindergartenbesuch in Deutschland freiwillig ist. Sie hinterfragt zudem die personellen Ressourcen für die Umsetzung der Sprachförderung. Wie die "Zeit" am 26.11.2024 berichtete, steht im Koalitionsvertrag: "Wir werden sicherstellen, dass Kinder mit festgestelltem sprachlichen Förderbedarf vor ihrer Einschulung ein verpflichtendes Vorschuljahr (...) in den Kindergärten absolvieren." Ein weiterer Streitpunkt zwischen den beiden Verbänden ist das Thema Sitzenbleiben. Während die Koalition das Sitzenbleiben ab der sechsten Klasse wieder in jeder Klassenstufe ermöglichen will, fordert der Lehrerverband die Möglichkeit des Sitzenbleibens bereits ab der zweiten Klasse. Reukauf argumentiert, dass Lernlücken, beispielsweise im Bruchrechnen, in höheren Klassenstufen kaum noch aufzuholen seien. Vitzthum hingegen hält die Wiedereinführung des Sitzenbleibens für einen pädagogischen Rückschritt. Positiv bewertet Vitzthum das im Koalitionsvertrag festgehaltene Verbot von Bundeswehrwerbung an Thüringer Schulen. Sie kritisiert jedoch ein "Genderverbot durch die Hintertür", da sich der Vertrag auf die Regeln des Rates der deutschen Rechtschreibung beruft, die keine gendergerechte Sprache vorsehen. Wie Antenne Thüringen berichtet, hatte insbesondere die CDU vor der Wahl ein Genderverbot in der Verwaltung und an Schulen gefordert. Die GEW-Vorsitzende äußert sich zudem besorgt über die Finanzierung der geplanten Abschaffung der Hortgebühren und der Einführung eines kostenlosen Mittagessens in Schulen und Kindergärten. Sie bezeichnet diese Maßnahmen zwar als "super", fragt aber nach den finanziellen Mitteln für die Umsetzung. Mit dem Koalitionsvertrag haben CDU, BSW und SPD die wesentlichen Hürden für die Regierungsbildung genommen. Es stehen noch die Zustimmung der Parteigremien und Mitglieder sowie die Wahl des Ministerpräsidenten aus. Quellen: * dpa (241126-930-299478/1) * www.zeit.de/news/2024-11/26/lehrerverband-lobt-koalitionsvertrag-gew-skeptisch * www.antennethueringen.de/p/Lehrerverband-lobt-Koalitionsvertrag-GEW-skeptisch-4qz6NTNrqfc95RZu6Sx3wU * www.mz.de/panorama/deutsche-serie-liebes-kind-gewinnt-international-emmy-3955788 * www.stern.de/news/?pageNum=5 * www.zeit.de/thema/spd * www.zeit.de/thema/erfurt * www.mz.de/panorama
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