Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp hat das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem Verlust von 1,5 Milliarden Euro abgeschlossen. Wie die F.A.Z. berichtet, trägt vor allem das Stahlgeschäft die Verantwortung für die anhaltenden Schwierigkeiten. Konzernchef Miguel Lopez bezeichnete das Ergebnis dennoch als „respektabel“ und kündigte ein „Jahr der Entscheidungen“ an. Der Konzern plant, Sparten zu verselbständigen und die Effizienz zu steigern, um die Wirtschaftlichkeit wiederherzustellen.
Das Stahlgeschäft, das bereits seit längerem kriselt, verursachte einen Abschreibungsbedarf von rund einer Milliarde Euro. Wie die tagesschau.de berichtet, mussten auch im Materialhandel und im Autozuliefergeschäft Wertberichtigungen vorgenommen werden. Finanzvorstand Jens Schulte führte die Verluste auf die schwache Konjunktur, strukturelle Veränderungen in der Stahlindustrie und die laufenden Restrukturierungskosten zurück. Im Vorjahr hatte der Verlust noch bei 2,1 Milliarden Euro gelegen.
Trotz der negativen Bilanz will Lopez der Hauptversammlung eine Dividende von 15 Cent je Aktie vorschlagen. Möglich wird dies unter anderem durch einen positiven Free Cashflow von 110 Millionen Euro. Dieser Wert übertraf die Erwartungen, die bei einem Minus von 100 Millionen Euro lagen. Wie die F.A.Z. berichtet, ist der positive Cashflow jedoch auf vorzeitige Kundenzahlungen im Marinebereich zurückzuführen, die eigentlich erst später erwartet worden waren. Analyst Christian Obst von der Baader Bank merkte an, dass weiterhin „Barmittel verbrannt“ würden.
Der Umsatz sank um sieben Prozent auf 35 Milliarden Euro. Auch hier waren vor allem schwache Geschäfte im Stahlbereich verantwortlich. Das schwierige konjunkturelle Umfeld belastete auch den Materialhandel, der ebenfalls mit Stahl handelt. Das Autozuliefergeschäft litt unter Branchenproblemen. Einzig die Marinesparte konnte Zuwächse verzeichnen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um knapp ein Fünftel auf 567 Millionen Euro. Damit erreichte Thyssenkrupp zwar die Prognose, diese war jedoch zuvor bereits gesenkt worden.
Arbeitnehmervertreter äußerten sich enttäuscht über die Ergebnisse. Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp, kritisierte die fehlende Zukunftsperspektive für den Konzern und die Verunsicherung der Mitarbeiter, wie die F.A.Z. berichtet.
Für das kommende Geschäftsjahr erwartet Lopez die Rückkehr in die schwarzen Zahlen mit einem Konzernergebnis zwischen 100 und 500 Millionen Euro. Der Free Cashflow wird jedoch aufgrund hoher Restrukturierungskosten negativ ausfallen. Lopez setzt darauf, dass die einzelnen Segmente sich selbst finanzieren und nachhaltig positive Cashflows erzielen können.
Auch die geplante, staatlich geförderte Anlage zur Produktion von grünem Stahl in Duisburg verzögert sich und wird voraussichtlich teurer als geplant. Die Verhandlungen mit der Politik über die Förderung der laufenden Kosten nach Fertigstellung der Anlage dauern an. Es geht dabei um die Frage, welches Gas zu welchem Zeitpunkt eingesetzt wird und wie die Förderung an den Wasserstoffanteil gekoppelt werden kann.
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