Vor dem Frankfurter Landgericht hat der Prozess gegen einen 65-jährigen Mann begonnen, der wegen Totschlags angeklagt ist. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, soll der Angeklagte im September 2023 einen 79-jährigen Mann mit einem Zierdolch erstochen haben. Der Vorfall ereignete sich im Kontext eines Streits um ein bewohntes Kellerabteil in einem Frankfurter Wohnhaus. Das Opfer, der Bruder einer Anwohnerin, erlag später in der Universitätsklinik Frankfurt seinen Verletzungen. Der Angeklagte befindet sich seit der Tat in Untersuchungshaft.
Zum Prozessauftakt äußerte der Angeklagte über seinen Verteidiger Reue. „Ich wollte ihn nicht töten. Ich wollte nur meine letzte Zufluchtsstätte behalten – einen Kellerverschlag ohne fließend Wasser“, ließ der 65-Jährige erklären. Wie die Zeit berichtet, schilderte die Verteidigung die Lebensumstände des Angeklagten, die zu dieser tragischen Eskalation geführt haben sollen.
Demnach lebt der Angeklagte seit den 1990er-Jahren illegal in Deutschland, nachdem sein Asylantrag aufgrund politischer Verfolgung abgelehnt worden war. Er habe seinen Lebensunterhalt mit Übersetzungen in Internetcafés bestritten und lange Zeit auf der Straße gelebt. Im Jahr 2014 heiratete er und zog zu seiner Frau. Diese forderte ihn jedoch 2021 auf, die Wohnung zu verlassen. Aus Angst vor erneuter Obdachlosigkeit habe er sich mit seiner Frau darauf geeinigt, in dem Kellerabteil der Mietwohnung zu leben. Ende 2021 zog er dort ein, ohne sich, laut Verteidigung, vorstellen zu können, dass er jemanden damit stören würde.
Im Juli 2022 traf der Angeklagte zum ersten Mal auf das spätere Opfer. Der 79-Jährige habe ihn daraufhin mehrfach aus dem Keller vertreiben wollen. So sei unter anderem das Stromkabel zum Keller gekappt, seine Lebensmittel gestohlen und sein Hab und Gut auf dem Boden verteilt worden. Der Angeklagte schrieb dem Mann daraufhin einen Brief, in dem er ihn auch bedrohte. Am Tattag sei der 79-Jährige erneut in den Keller gegangen und habe den Angeklagten, nach Angaben der Verteidigung, angegriffen und aus dem Keller zerren wollen. Aus Angst habe der Angeklagte dann zu dem Zierdolch gegriffen und wahllos auf den Mann eingestochen. „Glauben Sie mir, ich hatte keine bösen Absichten dabei“, erklärte er laut Verteidiger.
Das Gericht hat weitere Verhandlungstage bis Mitte Dezember angesetzt. Der Prozess wird am Freitag, den 15. November fortgesetzt.
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