4.11.2024
Ukrainische Perspektiven auf die US-Wahlen 2024

Die Ukraine und die US-Wahlen 2024: Ungewissheit statt Angst vor Trump

Die US-Präsidentschaftswahlen 2024 werfen ihre Schatten voraus, und in der Ukraine wird der Ausgang mit Spannung, aber nicht unbedingt mit Furcht vor einem möglichen Sieg Donald Trumps beobachtet. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 4. November 2024 berichtete, herrscht in Kiew die Auffassung, dass eine Fortsetzung der bisherigen Politik unter Kamala Harris für die Ukraine möglicherweise problematischer wäre als die Unberechenbarkeit eines Präsidenten Trump.

Die FAZ erinnert an die Entscheidung der Trump-Administration im Jahr 2018, Panzerabwehrwaffen vom Typ Javelin an die Ukraine zu liefern. Dieser Schritt markierte einen Wendepunkt in der US-Politik gegenüber Kiew und war ein Zeichen der Unterstützung im Kampf gegen die russische Aggression. Während viele im Westen einen Wahlsieg Trumps als Gefahr für die Ukraine betrachten, sehen einige ukrainische Politiker in seiner Unberechenbarkeit auch eine Chance.

Die Angst vor einem endlosen Abnutzungskrieg unter einer Präsidentin Harris, die die Politik Bidens fortsetzen würde, ist in Kiew greifbar. Oleksandr Kraiev von der Denkfabrik "Ukrainian Prism" wird in der FAZ mit den Worten zitiert: "Harris ist die Konstante, Trump hingegen das große Glücksspiel: Entweder wir verlieren alles, oder wir gewinnen." Diese Einschätzung spiegelt die Bereitschaft wider, angesichts der schwierigen Lage auf dem Schlachtfeld und der stockenden westlichen Unterstützung ein Risiko einzugehen.

Es gibt auch Stimmen in Kiew, die Trumps Politik grundsätzlich positiv bewerten. Marjan Sablotzkyj, Abgeordneter der Regierungspartei "Diener des Volkes", wird in der FAZ mit der Aussage zitiert, Trumps Politik sei "immer proukrainisch und sehr antirussisch" gewesen. Er verweist auf die Javelin-Lieferungen, die Nord-Stream-Sanktionen und die Ausweisung russischer Diplomaten während Trumps erster Amtszeit.

Die komplizierte Vorgeschichte zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, einschließlich der Affäre um die Militärhilfe und die Ermittlungen gegen Joe Biden, wird in der FAZ ebenfalls thematisiert. Der Artikel beleuchtet auch Selenskyjs Besuch in den USA im September 2024 und die Kritik der Republikaner an seiner Teilnahme an einem Wahlkampfauftritt mit dem demokratischen Gouverneur von Pennsylvania.

Die Rolle der USA im Ukraine-Krieg

Die Rolle der USA im Ukraine-Krieg ist entscheidend, wie auch andere Medienberichte verdeutlichen. n-tv analysiert am 1. November 2024 die Hoffnungen und Sorgen Kiews im Hinblick auf die US-Wahlen. Der Artikel betont die Befürchtung, dass die US-Militärhilfe unter dem nächsten Präsidenten, egal ob Trump oder Harris, möglicherweise nicht mehr kostenlos, sondern als Kredit gewährt wird.

Die Tagesschau berichtet am 4. November 2024 in ihrem Liveblog zur US-Wahl über die letzten Wahlkampfauftritte der Kandidaten und die Warnungen deutscher Politiker vor einem möglichen Sieg Trumps. Die Frankfurter Rundschau greift am 4. November 2024 ebenfalls die Besorgnis der NATO über eine mögliche Rückkehr Trumps ins Weiße Haus auf und analysiert die Auswirkungen auf die europäische Sicherheitspolitik.

Die Berichterstattung zeigt, dass die Ukraine die US-Wahlen aufmerksam verfolgt und die möglichen Auswirkungen auf den Krieg gegen Russland abwägt. Die Ungewissheit über die zukünftige US-Politik gegenüber Kiew ist groß, und die Unberechenbarkeit Trumps wird sowohl als Risiko als auch als mögliche Chance gesehen.

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