Der Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Zivilisationen im östlichen Mittelmeerraum um 1200 v. Chr. ist ein einschneidendes Ereignis der Menschheitsgeschichte. Eric H. Cline, Professor für Klassische Altertumswissenschaft und Anthropologie an der George Washington University, widmet sich in seinem Buch „Nach 1177 v. Chr.: Wie Zivilisationen überleben“ den Folgen dieses Zusammenbruchs. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in ihrer Rezension vom 09.11.2024 berichtet, knüpft Cline damit an seinen Bestseller „1177 v. Chr.“ an, in dem er die Ursachen des Kollapses untersuchte.
Im Vorgängerwerk, so die FAZ, argumentierte Cline gegen die These des israelischen Soziologen Shmuel Eisenstadt, dass antike Staaten und Zivilisationen nicht im eigentlichen Sinne zusammenbrechen. Cline vertrat die Ansicht, dass es sich um einen Systemkollaps gehandelt habe, der die wirtschaftlichen Verbindungen der Königreiche zerstörte und alle Beteiligten in Mitleidenschaft zog. Die FAZ hebt hervor, dass Cline die Jahreszahl 1177 v. Chr. zwar als „Clickbaiting“ bezeichnet, aber dennoch auf den rapiden Wandel der Welt in dieser Zeit verweist.
„Nach 1177 v. Chr.“ untersucht, wie verschiedene Kulturen den Umbruch bewältigten. Cline analysiert die Entwicklung von acht spätbronzezeitlichen Staaten und Kulturen: Assur, Babylon, das Hethiterreich (Hatti), Ägypten, die mykenische Palastkultur, Zypern sowie die Kanaaniter im Süden und im Zentrum der Levante. Wie die Herder.de-Website zum Buch beschreibt, spannt Clines Analyse einen Bogen vom ausgehenden 12. Jahrhundert v. Chr. bis zum Wiederaufstieg Griechenlands und den ersten Olympischen Spielen 776 v. Chr. Dabei betrachtet er die Entstehung neuer Technologien, wie die Verbreitung des Eisens und die Entwicklung des ersten Alphabets.
In seiner Analyse, so die FAZ, bewertet Cline die Resilienz der verschiedenen Kulturen anhand von Kriterien des IPCC zur Krisenbewältigung, Anpassung und Transformation. Die Hethiter und die südlichen Kanaaniter erhalten die schlechteste Note, da sie im Umbruch verschwanden oder assimiliert wurden. Ägypten, das sich nach dem Angriff der Seevölker zurückzog, erhält ebenfalls eine schlechte Bewertung. Zypern hingegen, das sich an die neuen Gegebenheiten anpasste, schneidet am besten ab.
Die FAZ lobt Clines Buch als differenzierte und informative Darstellung des Systemkollapses und der Transformationen am Ende der Spätbronzezeit. Die Bewertung der einzelnen Kulturen im letzten Kapitel wird als Höhepunkt des Buches hervorgehoben. Kritisch merkt die FAZ an, dass Cline zwar die Parallelen zum möglichen Zusammenbruch unserer heutigen Welt andeutet, die Unterschiede aber nicht ausreichend diskutiert.
Laut Amazon.de und Herder.de ist Cline ein ausgewiesener Experte für die Archäologie der Levante, biblische Archäologie, Militärgeschichte und die internationalen Beziehungen des Mittelmeerraums in der Bronzezeit. Er war für seinen Bestseller „1177 v. Chr.“ für den Pulitzer-Preis nominiert und gewann den ersten Preis der American School of Oriental Research.
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