September 18, 2024
Unterstützung für Care Leaver: Hamburgs Weg zu einem selbstständigen Leben

Zwangsauszug mit 18: Bürgerschaft will Care Leaver besser unterstützen

Die Hamburgische Bürgerschaft hat sich entschieden, verstärkt auf die Bedürfnisse von sogenannten Care Leavern einzugehen. Diese jungen Menschen, die in Pflegefamilien oder Wohngruppen leben, sehen sich häufig mit dem abrupten Auszug aus diesen Einrichtungen konfrontiert, sobald sie 18 Jahre alt werden. Mit einem einstimmigen Beschluss des Parlaments, der auf einen Antrag der rot-grünen Regierungskoalition zurückgeht, wird nun eine umfassendere Unterstützung für diese Gruppe angestrebt.

Der Hintergrund der Initiative

Jährlich müssen in Hamburg etwa 1500 junge Menschen ihre Wohngruppen oder Pflegefamilien verlassen. Diese Übergangsphase von der Jugendhilfe in ein eigenständiges Leben ist für viele von ihnen eine große Herausforderung. Uwe Lohmann, Jugendexperte der SPD-Fraktion, betonte, dass Care Leaver nach ihrem Auszug weiterhin Unterstützung benötigen, insbesondere in den Bereichen Wohnen, Berufsausbildung und staatliche Leistungen. Im Vergleich dazu verlassen junge Menschen, die in einem traditionellen Elternhaus aufwachsen, ihr Zuhause im Durchschnitt erst mit 23 Jahren.

Die Tatsache, dass Care Leaver oft ohne die Sicherheit eines stabilen Elternhauses aufwachsen, macht den Übergang in die Selbstständigkeit besonders schwierig. Lohmann wies darauf hin, dass der Auszug aus einer Jugendhilfeeinrichtung unumkehrbar ist, während viele Jugendliche aus traditionellen Familien in schwierigen Zeiten zu ihren Eltern zurückkehren können.

Geplante Maßnahmen zur Unterstützung

Um die Situation der Care Leaver zu verbessern, plant die Bürgerschaft eine Fachveranstaltung, bei der alle relevanten Hilfseinrichtungen und Beteiligten zusammenkommen sollen. Ziel ist es, die Bedürfnisse dieser jungen Menschen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln. Eine Arbeitsgruppe wird die Ergebnisse der Veranstaltung zusammenführen und neue Verfahren entwickeln oder bestehende erneuern.

Zusätzlich sollen bestehende Projekte wie der „Fachtag junge Volljährige“ des Sozialpädagogischen Fortbildungszentrums und das Projekt „Hier wohnt Hamburgs Jugend“ ausgebaut werden. Diese Initiativen sollen dazu beitragen, dass Care Leaver besser auf den Übergang in ein selbstständiges Leben vorbereitet werden.

Die Herausforderungen für Care Leaver

Die Herausforderungen, mit denen Care Leaver konfrontiert sind, sind vielfältig. Neben der Suche nach einer geeigneten Wohnung müssen sie sich auch mit Fragen der Berufsausbildung und der Beantragung staatlicher Leistungen auseinandersetzen. Viele dieser jungen Menschen haben bereits schwierige Erfahrungen hinter sich und benötigen daher maßgeschneiderte Angebote, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Die CDU-Familienexpertin Silke Seif verdeutlichte in ihrer Rede, wie absurd es für viele Eltern wäre, ihr Kind nach dem 18. Geburtstag einfach vor die Tür zu setzen. Für Care Leaver ist dies jedoch oft die Realität. Die Forderung, diese jungen Menschen nachhaltiger bei ihrem Übergang in ein eigenständiges Leben zu unterstützen, wird von vielen als notwendig erachtet.

Gesetzliche Ansprüche und Beratungsbedarf

Care Leaver haben einen gesetzlichen Anspruch auf Beratung sowie auf verschiedene Leistungen, die je nach Einkommen variieren können, darunter Wohngeld, Bürgergeld, Bafög oder Beihilfe für die Erstausstattung der Wohnung. Trotz dieser Ansprüche berichten viele Care Leaver, dass sie oft nicht die notwendige Unterstützung von öffentlichen Stellen erhalten. Es besteht ein erheblicher Bedarf an frühzeitiger und umfassender Beratung, um sicherzustellen, dass diese jungen Menschen ihre Rechte kennen und die benötigten Hilfen erhalten.

Fazit

Die Initiative der Hamburgischen Bürgerschaft, Care Leaver besser zu unterstützen, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Durch gezielte Maßnahmen und eine stärkere Vernetzung der Hilfseinrichtungen soll sichergestellt werden, dass junge Menschen, die in Pflegefamilien oder Wohngruppen aufgewachsen sind, die notwendige Unterstützung erhalten, um erfolgreich in ein selbstständiges Leben zu starten. Die Herausforderungen, die mit dem abrupten Auszug aus der Jugendhilfe verbunden sind, erfordern ein Umdenken und eine umfassende Strategie, um diesen jungen Menschen die bestmöglichen Chancen auf ein eigenständiges Leben zu bieten.

Quellen: dpa, Zeit Online

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