Nach den schweren Unwettern, die Spanien heimgesucht und mindestens 95 Menschenleben gefordert haben, drohen neue Regenfälle. Wie der staatliche Wetterdienst Aemet mitteilte, gilt eine Hochwasserwarnung für die gesamte Provinz Castellón nördlich von Valencia. Diese Region war bisher vom sogenannten "Kalten Tropfen" verschont geblieben, zieht nun aber weiter in Richtung Nordosten. Auch die Balearen, insbesondere die beliebten Urlaubsinseln Mallorca und Menorca, sind betroffen und haben die zweithöchste Warnstufe Orange ausgerufen. Die Regierung der Balearen mahnt die Bevölkerung zur Vorsicht.
Ministerpräsident Pedro Sánchez besuchte die betroffene Region Valencia und sicherte den Menschen die Unterstützung der Zentralregierung zu. Er appellierte an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben und den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, steht in Spanien wegen des Feiertags am 1. November ein langes Wochenende bevor, welches traditionell für Reisen genutzt wird. Angesichts der anhaltenden Unwettergefahr riet Sánchez jedoch insbesondere den Einwohnern der Provinzen Valencia und Castellón von Reisen ab. Allein in Valencia und der umliegenden Provinz wurden 92 der 95 Todesopfer geborgen.
Die Rettungs- und Aufräumarbeiten in den betroffenen Gebieten dauern an. Verteidigungsministerin Margarita Robles erklärte gegenüber dem Fernsehsender Telecinco, die Suche nach Vermissten habe oberste Priorität. Wie die Tagesschau berichtet, ist die genaue Zahl der Vermissten weiterhin unklar, Medienberichten zufolge handelt es sich um Dutzende. Das Militär soll nun gezielt in den Ortschaften Paiporta und Masanasa nach Vermissten suchen.
Der extreme Starkregen, der mancherorts die jährliche Niederschlagsmenge innerhalb eines Tages erreichte, führte dazu, dass zahlreiche Flüsse über die Ufer traten. Der Wetterdienst Aemet sprach von einem "historischen Unwetter", dem schwersten dieser Art in diesem Jahrhundert in der Region Valencia. Auch andere Regionen am Mittelmeer wie Andalusien, Murcia und Kastilien-La Mancha sind stark betroffen. Zahlreiche Straßen und Bahnstrecken sind weiterhin unpassierbar. Rund 115.000 Haushalte sind ohne Strom, und es gibt Probleme mit dem Mobilfunknetz, wie unter anderem der Merkur berichtet.
Während die Einsatzkräfte die Rettungsarbeiten fortsetzen, wird in Spanien bereits Kritik am Krisenmanagement laut. Wie die NZZ berichtet, wird diskutiert, ob die Bevölkerung rechtzeitig und ausreichend gewarnt wurde. Die Warnungen des Zivilschutzes erreichten die Bevölkerung in Valencia erst am Dienstagabend um 20:10 Uhr, obwohl der Wetterdienst Aemet bereits am Morgen die höchste Warnstufe ausgerufen hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren einige Flüsse bereits über die Ufer getreten.
Valencias Regierungschef Carlos Mazón wies die Kritik zurück und betonte, man habe sich an die Protokolle gehalten. Auch Experten wie der Meteorologe Francisco Martín León widersprachen den Vorwürfen. Solche "brutalen Folgen" seien nicht vorhersehbar gewesen, da sie von verschiedenen Faktoren abhingen. Der Wetterdienst Aemet habe mit seinen Unwetterwarnungen ausreichend und rechtzeitig informiert. Verteidigungsministerin Margarita Robles lehnte es ab, sich an der Diskussion über Versäumnisse zu beteiligen.
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