Die Frage, ob man die Verwaltung seiner Finanzen selbst in die Hand nehmen sollte oder einen Vermögensberater benötigt, beschäftigt viele. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 26.11.2024 berichtete, hegen viele Menschen ähnliche Gefühle gegenüber einem Beratungstermin wie gegenüber einem Zahnarztbesuch. Verbraucherverbände warnen seit Jahren vor hohen Kosten, Risiken und Interessenkonflikten bei Bank- und Finanzberatern. Doch ist die Do-it-yourself-Methode wirklich für jeden geeignet?
Ein wichtiger Aspekt ist das eigene Finanzwissen. Wer sich mit grundlegenden Anlageformen wie ETFs auskennt und bereit ist, sich regelmäßig mit seinen Finanzen auseinanderzusetzen, kann durchaus selbst ein Portfolio verwalten. Online-Plattformen wie extraETF bieten zahlreiche Informationen und Tools für Selbstentscheider. Franz Rieber von extraETF argumentiert, dass dank ETFs und der Digitalisierung nahezu jeder selbst anlegen kann. Ein breit gestreutes ETF-Portfolio sei kostengünstig und biete gute Renditechancen. Wichtig seien Diversifikation und ein langfristiger Anlagehorizont.
Auch im Finanztip-Forum wird die Eigenverwaltung der Finanzen empfohlen. Nutzer betonen die Vorteile des selbstständigen Lernens und der Unabhängigkeit von Beratern. Man lerne seine eigenen Risikopräferenzen kennen und könne flexibel auf Veränderungen reagieren. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Finanzen wird als lohnenswert und langfristig hilfreich beschrieben.
Doch nicht jeder hat die Zeit, das Interesse oder das Wissen, sich intensiv mit Finanzthemen zu beschäftigen. Für diese Fälle kann ein Vermögensberater eine sinnvolle Option sein. Dieter Rauch vom Verbund Deutscher Honorarberater (VDH), zitiert von extraETF, betont, dass die Entscheidung von den persönlichen Lebensumständen abhängt. Ein Berater könne insbesondere bei komplexen Vermögensverhältnissen oder mangelndem Interesse an Finanzthemen unterstützen.
Wichtig ist, bei der Wahl eines Beraters auf die Qualifikation und die Kostenstruktur zu achten. Honorarberater, die nach Stunden abrechnen, gelten als transparenter als provisionsbasierte Berater, deren Interessenkonflikte zu Lasten des Kunden gehen können. LazyInvestors warnt vor den hohen Kosten und der Intransparenz aktiv gemanagter Fonds, die oft von Beratern empfohlen werden. Stattdessen empfehlen sie, selbst ein ETF-Portfolio aufzubauen, um Gebühren zu sparen und die Kontrolle über die eigenen Finanzen zu behalten.
Auch DAGG.INVEST betont die Vorteile eines Beraters, insbesondere die Zeitersparnis, die objektive Beratung und den Seelenfrieden, den ein Experte bieten kann. Ähnlich argumentiert "Der Finanz Berater", der sowohl Vermögensberatung als auch -verwaltung anbietet. Entscheidend sei die individuelle Situation und die Präferenz des Kunden, ob er selbst entscheiden oder die Verantwortung delegieren möchte.
Finanzfluss hingegen mahnt zur Vorsicht bei der Wahl eines Beraters. Provisionsbasierte Berater könnten in Interessenkonflikte geraten und dem Kunden Produkte mit hohen Gebühren verkaufen. Sie empfehlen, sich selbst mit dem Thema Geldanlage auseinanderzusetzen, um Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Letztendlich hängt die Entscheidung, ob man einen Vermögensberater benötigt oder nicht, von den individuellen Umständen ab. Wer sich ausreichend informiert und engagiert, kann seine Finanzen durchaus selbst verwalten. Für alle anderen kann ein qualifizierter Berater eine wertvolle Unterstützung sein.
Quellen: