Der Abschluss der UN-Klimakonferenz COP29 in Baku hat erneut gezeigt, wie schwierig es ist, globale Vereinbarungen im Kampf gegen den Klimawandel zu erzielen. Besonders enttäuschend: Der Schutz von Ökosystemen und Arten, der im Kampf gegen den Klimawandel eine entscheidende Rolle spielt, fand im Abschlussdokument kaum Beachtung. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, wurde sogar eine ursprünglich vorgesehene, wenn auch vage Formulierung zu den Synergien zwischen Klimafinanzierung und Biodiversität am Ende gestrichen. Damit ignoriert der Klimagipfel den wissenschaftlichen Konsens, dass der Schutz von Natur und Klima Hand in Hand gehen müssen.
Dieser Rückschritt ist besonders bemerkenswert im Hinblick auf die kurz zuvor stattgefundene Biodiversitätskonferenz in Kolumbien. Dort wurde die enge Verbindung von Klima- und Biodiversitätskrise betont und ein Arbeitsprogramm zur Verzahnung der UN-Konventionen für Klimaschutz, Biodiversität und der Verhinderung von Wüstenbildung angestoßen. Die FAZ kritisiert die Ignoranz der COP29 gegenüber diesem wichtigen Schritt.
Die Notwendigkeit, Natur und Klima gemeinsam zu schützen, ist evident. Wälder, Meere, Böden und Moore speichern enorme Mengen an Kohlenstoff und entnehmen der Atmosphäre etwa die Hälfte der menschengemachten Treibhausgase, wie der Weltbiodiversitätsrat berichtet. Gleichzeitig schützen natürliche Ökosysteme wie Mangrovenwälder Küstenstreifen und Flussauen mindern Überschwemmungen. Diese „Verteidigungslinie im Kampf gegen den Klimawandel“, wie sie oft genannt wird, ist jedoch selbst durch die Folgen des Klimawandels gefährdet. Zunehmende Dürren und Stürme schwächen Wälder und können sie sogar in CO2-Emittenten verwandeln, wie es in Deutschland in diesem Jahr erstmals der Fall war.
Die COP29 in Baku rang lange um Finanzierungszusagen für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Doch selbst hier, wo der Schutz der Natur eine entscheidende Rolle spielt, blieb das Abschlussdokument vage. Der Fokus lag auf der Einrichtung eines globalen Markts für Kohlenstoffgutschriften, eine Lösung, die in der Vergangenheit anfällig für Missbrauch war und Kritiker befürchten lässt, dass Unternehmen weiterhin CO2-Emissionen verursachen und diese lediglich kompensieren, anstatt sie tatsächlich zu reduzieren.
Die Potsdamer Klimaforscher zeigten sich laut dpa ebenfalls enttäuscht über die Ergebnisse des Gipfels. PIK-Direktor Ottmar Edenhofer bezeichnete die COP29 als „keinen Erfolg“ und forderte ergänzende Verhandlungsformate, um den Kampf gegen die Klimakrise voranzutreiben. Co-Direktor Johan Rockström kritisierte die vereinbarten Finanzziele als „zu wenig, zu spät, aus zu vielen Quellen“. Er betonte die Notwendigkeit privater Finanzierungen zusätzlich zu den öffentlichen Geldern.
Auch die Verhandlungen über die Klimafinanzierung für ärmere Länder gestalteten sich schwierig. Wie der Standard berichtet, enthielt der Abschlussentwurf keine konkreten Hilfssummen. Der Tagesschau zufolge einigte man sich schließlich auf ein neues Finanzziel von 300 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2035. Dies wurde von Entwicklungsländern jedoch als unzureichend kritisiert. Deutschland und die EU lehnten den Entwurf ab, während der US-Klimagesandte John Kerry zwar die Bemühungen der emiratischen COP-Präsidentschaft würdigte, aber ebenfalls Nachbesserungen forderte.
Der Spiegel berichtete über die schwierigen Verhandlungen in Baku und die Blockadehaltung einiger Staaten, insbesondere Russlands, in Bezug auf die Gleichberechtigung in der Klimapolitik. Die Konferenz wurde schließlich verlängert, um eine Einigung zu erzielen. Doch trotz der Einigung auf höhere Transferzahlungen, wie marketscreener.com berichtete, bleibt die Kritik am Konferenzverlauf breit.
