Die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle sorgt für neue Besorgnis: In Nordamerika wurden ein Kind und ein Teenager mit dem H5N1-Virus infiziert. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, handelt es sich in den USA um den ersten Fall einer Infektion bei einem Kind. In Kanada kämpft ein Teenager mit einer mutierten Variante des Virus, die sich an den menschlichen Wirt angepasst hat.
Der Teenager in British Columbia wurde vor etwa zwei Wochen in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert, wie die kanadische Regierung mitteilte. Medienberichten zufolge befindet er sich weiterhin in Behandlung. Trotz der Anpassung des Virus gibt es laut übereinstimmenden Medienberichten bisher keine Hinweise auf weitere Ansteckungen. Wie t-online berichtet, wurden 35 bis 40 Kontaktpersonen des Jugendlichen getestet, ohne dass weitere Infektionen festgestellt wurden.
Das Kind in Kalifornien zeigte nur leichte Symptome, und die Tests bei Familienmitgliedern fielen negativ aus, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC berichtet. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen wurden weder in den USA noch in Kanada nachgewiesen. Die Behörden beider Länder schätzen das Risiko für die Allgemeinbevölkerung weiterhin als gering ein. Wie n-tv berichtet, war das Kind in einer kalifornischen Kindertagesstätte betreut.
Die Ansteckungsquelle ist in beiden Fällen noch unklar. H5N1 ist derzeit weltweit bei Wildvögeln verbreitet, und auch zahlreiche wildlebende Säugetiere haben sich infiziert. Zudem gab es Ausbrüche in Geflügelbetrieben in Kanada und Milchbetrieben in den USA, wie die FAZ berichtet. In den USA gab es bisher 55 nachgewiesene H5N1-Infektionen, hauptsächlich bei Mitarbeitern von Milchviehbetrieben, so das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Verläufe waren meist mild, oft mit Bindehautentzündung als Hauptsymptom.
In Kanada deutet das Virus darauf hin, dass sich der Teenager bei einem Vogel angesteckt haben könnte. Ähnliche Viren wurden auf Geflügelfarmen und bei Wildvögeln in der Region gefunden. Laut dem Fachjournal "Nature" könnten die Mutationen des Virus die Infektion der menschlichen Atemwege erleichtern. Der Virologe Jesse Bloom erklärte gegenüber CNN, dass dies einer der ersten Beweise für solche Anpassungsmutationen von H5N1 an den Menschen sei. Drei Mutationen wurden entdeckt, die die Anheftung des Virus an menschliche Zellen erleichtern könnten, wie die Salzburger Nachrichten (SN) berichten.
Trotz der beunruhigenden Entwicklung bedeutet dies nicht, dass eine neue Pandemie unmittelbar bevorsteht. Der Immunologe Scott Hensley sagte gegenüber "Nature": "Es gibt Grund zur Besorgnis, aber kein Grund, völlig auszuflippen." Seit Beginn des aktuellen H5N1-Ausbruchs wurden weltweit etwa 900 Infektionen bei Menschen nachgewiesen, meist nach direktem Kontakt mit kranken Tieren, so "Nature". Bloom betonte gegenüber CNN die hohe Mutationsrate von Grippeviren und die Möglichkeit weiterer Anpassungen an den Menschen, wie das ZDF berichtet.
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