Die deutsche Automobilindustrie steht unter Druck, und auch Volkswagen bleibt davon nicht verschont. Wie die Zeit (Quelle) berichtet, drohen Werksschließungen beim größten europäischen Autobauer. Betriebsratschefin Daniela Cavallo bestätigte, dass mindestens drei der zehn deutschen Werke auf dem Prüfstand stehen. Laut Handelsblatt handelt es sich dabei um Emden, Osnabrück und Dresden. Volkswagen selbst hat sich bisher nicht offiziell zu den Plänen geäußert. Frau Cavallo betonte jedoch, dass kein Standort sicher sei.
50 Jahre lang war Emden eng mit dem Passat verbunden. 1964 eröffnet, profitierte das Werk von der Nähe zum Hafen. Heute arbeiten hier 8.600 Mitarbeiter, die seit dem Umbau zum reinen E-Standort den ID.4 und ID.7 produzieren. Über eine Milliarde Euro hat VW seit 2020 in die Transformation investiert. Die schwache Nachfrage nach Elektroautos führte jedoch zu Produktionsstopps. Laut Handelsblatt könnte eine Schließung jährliche Einsparungen von 600 Millionen Euro bringen.
2009 übernahm Volkswagen das Werk in Osnabrück nach der Karmann-Insolvenz. Heute fertigen die rund 2.300 Mitarbeiter das T-Roc Cabrio sowie den Porsche Boxster und Cayman. Mit dem Auslaufen dieser Modelle Anfang 2026 steht der Standort jedoch erneut vor einer ungewissen Zukunft. Porsche hat den erhofften Folgeauftrag für E-Sportwagen storniert. Die IG Metall warnt vor einem Produktionsstopp. Das Handelsblatt berichtet von möglichen Einsparungen in Höhe von 130 Millionen Euro bei einer Schließung.
Die „Gläserne Manufaktur“ in Dresden, einst Prestigeprojekt für den Phaeton, ist der jüngste und kleinste VW-Standort. Nach dem Produktionsende des Phaeton 2016 sucht das Werk mit seinen 340 Mitarbeitern eine neue Bestimmung. Derzeit wird der ID.3 in geringen Stückzahlen montiert. Volkswagen erwägt jedoch das Ende der Fahrzeugproduktion. Laut Handelsblatt könnten dadurch 60 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.
Das Stammwerk in Wolfsburg gilt als größte zusammenhängende Autofabrik der Welt. Auf 6,5 Quadratkilometern arbeiten rund 62.000 Mitarbeiter an der Produktion von Golf, Tiguan und Touran. Die Jahresproduktion von zuletzt 500.000 Fahrzeugen bedeutet jedoch nur eine Auslastung von 50 Prozent. Der geplante Bau eines weiteren E-Auto-Werks wurde 2023 gestoppt.
Hannover, 1956 als zweites deutsches Werk eröffnet, war lange Zeit die Heimat des VW-Transporters. Heute produzieren die rund 14.700 Mitarbeiter den Multivan und den ID. Buzz. Seit 2020 werden durch Nichtbesetzung freiwerdender Stellen 3.000 Arbeitsplätze abgebaut. Bis 2029 sollen weitere 2.000 Stellen folgen.
Zwickau, einst Produktionsstätte des Trabant, wurde nach der Wiedervereinigung zum Leitwerk der E-Mobilität umgebaut. Die rund 9.500 Mitarbeiter produzieren Elektroautos für VW, Audi und Cupra. Die schwache E-Auto-Nachfrage führt jedoch zu Schichtstreichungen und dem Auslaufen befristeter Verträge.
Das Komponentenwerk in Kassel (Baunatal) ist mit 16.800 Mitarbeitern der größte deutsche VW-Standort nach Wolfsburg. Hier werden Getriebe, Abgasanlagen, E-Motoren sowie Teile für Karosserie und Fahrgestell produziert. Zudem beherbergt der Standort das größte europäische Ersatzteillager für VW, Audi, Škoda und Seat.
Braunschweig, das älteste VW-Werk, produzierte bereits 1938 Werkzeuge für die Autoproduktion. Heute fertigen die rund 7.200 Mitarbeiter Achsen, Bremsscheiben und Lenkungen. Zudem spielt Braunschweig eine wichtige Rolle in der E-Mobilität: Hier entstehen seit 2013 Batteriesysteme für die E-Autos.
In Salzgitter entsteht neben dem bestehenden Motorenwerk die erste eigene Batteriezellfabrik von Volkswagen. 2025 soll die Produktion anlaufen. Für das Werk mit seinen 6.350 Mitarbeitern ist es die zweite Transformation: 1970 gegründet, wurde es 1975 zum Motorenwerk.
In Chemnitz werden seit 1988 VW-Motoren produziert, zunächst in Lizenz für DDR-Modelle. Nach der Wiedervereinigung übernahm Volkswagen das Werk. Die 1.800 Mitarbeiter produzieren ausschließlich Benzinmotoren.
In der letzten Tarifrunde, die am 16. Dezember 2024 stattfand und mehr als 70 Stunden dauerte, einigten sich die IG Metall und der VW-Vorstand darauf, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt. Den Tarifrunden gingen Warnstreiks voraus. Auch wenn es keine Massenentlassungen gibt, sollen Arbeitsplätze abgebaut werden. Der Abbau soll sozialverträglich erfolgen. Es gibt keine Lohnkürzungen, doch müssen alle Mitarbeiter in den kommenden Jahren auf Lohnerhöhungen verzichten. Prekär ist die Lage für die Werke Dresden und Osnabrück, da die Zukunft noch völlig offen ist.
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