Das Jahr 2026 markiert für europäische Verbraucher einen bedeutenden Wendepunkt: Erstmals nach über fünf Jahrzehnten werden sie japanische Autos zollfrei erwerben können. Wie die FAZ berichtet, fallen dann die letzten Zölle, die die EU Jahrzehnte lang aufrechterhielt, um die heimische Autoindustrie vor der vermeintlich überlegenen Konkurrenz aus Fernost zu schützen. Diese protektionistischen Maßnahmen, so die FAZ weiter, führten dazu, dass japanische Importfahrzeuge für europäische Verbraucher unnötig teuer waren.
Der Wegfall der Zölle ist das Ergebnis eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und Japan aus dem Jahr 2018. Er markiert das Ende einer Ära, die geprägt war von der Angst europäischer Hersteller vor einer Invasion günstiger und qualitativ hochwertiger japanischer Autos. Diese Angst, die in den 1950er Jahren ihren Anfang nahm, führte zu Handelsbeschränkungen, wie dem Beispiel Italiens zeigt, das die Einfuhr japanischer Autos auf 1000 Stück pro Jahr limitierte.
Doch Japans Aufstieg in der Automobilindustrie ließ sich nicht aufhalten. Die geringe Produktionstiefe, das „Just-in-Time“-Prinzip und moderate Lohnforderungen bescherten japanischen Herstellern signifikante Kostenvorteile gegenüber ihren amerikanischen und europäischen Konkurrenten. Die Exporte japanischer Autos stiegen rasant an, von 7000 im Jahr 1960 auf knapp 4 Millionen im Jahr 1980.
Die Reaktion des Westens folgte prompt: Protektionistische Maßnahmen, wie Einfuhrzölle und mengenmäßige Beschränkungen, wurden eingeführt, um den Erfolg der japanischen Importe einzudämmen. Die Europäische Gemeinschaft erhob Anfang der 1970er Jahre einen Importzoll von 10,9 Prozent auf japanische Autos, während die USA lediglich 3 Prozent verlangten. „Der höhere europäische Autozoll gegenüber Japan führte zu einer Verminderung des preislichen Wettbewerbsdrucks in Europa“, zitiert die FAZ Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung.
Die Folgen dieser protektionistischen Maßnahmen waren für die Verbraucher deutlich spürbar: Die Preise für Autos stiegen. Die japanischen Hersteller reagierten auf die Importbeschränkungen mit der Errichtung von Produktionsstätten innerhalb der EU und der USA. Großbritannien, unter der Führung von Margaret Thatcher, entwickelte sich zu einem wichtigen Standort für japanische Autobauer wie Nissan, Honda und Toyota, die von dort aus den europäischen Markt bedienten.
Die Parallelen zur aktuellen Situation im Handelskonflikt zwischen der EU und China sind unübersehbar. Auch hier sieht sich die europäische Autoindustrie mit der Konkurrenz aus Fernost konfrontiert, diesmal in Form von chinesischen Elektroautos. Die EU reagiert mit Strafzöllen, um die eigene Industrie zu schützen. Ob diese Strategie langfristig erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten.
Die Geschichte des japanischen Automobils zeigt, dass protektionistische Maßnahmen zwar kurzfristig die heimische Industrie schützen können, langfristig aber zu höheren Preisen für die Verbraucher und einer Verlagerung der Produktion ins Ausland führen können. Ob sich dieses Szenario im Konflikt mit China wiederholen wird, ist ungewiss. Fest steht, dass die Entscheidung der EU, Strafzölle auf chinesische Elektroautos zu erheben, weitreichende Folgen für die europäische Wirtschaft und die Verbraucher haben wird.
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