Der Bedarf an Betreuungspersonen für Menschen, die ihre Angelegenheiten nicht selbst regeln können, steigt stetig. Gleichzeitig gestaltet sich die Suche nach geeigneten Personen, die diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen, als schwierig. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am 26. November 2024 berichtete, sollen nun einige bürokratische Hürden für Betreuer fallen, um die Tätigkeit attraktiver zu gestalten und den Einstieg zu erleichtern. Dies wurde zum Thema der Justizministerkonferenz, die am besagten Donnerstag stattfand.
Sachsen-Anhalts Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) betonte laut dpa die Notwendigkeit, ehrenamtliche und berufliche Betreuer nicht durch übermäßige Bürokratie abzuschrecken. Sie unterstrich die wichtige Rolle der Betreuer, die unterstützungsbedürftigen Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Im dritten Quartal 2024 gab es in Sachsen-Anhalt allein rund 39.000 Betreuungsverfahren, was den hohen Bedarf verdeutlicht.
Konkret beraten die Justizministerinnen und -minister über einen Antrag Bayerns und Baden-Württembergs, der unter anderem Erleichterungen bei der Beschaffung von Führungszeugnissen vorsieht. So sollen die Betreuungsbehörden diese Dokumente mit Zustimmung der ehrenamtlichen Betreuer direkt einholen können und deren Gültigkeit soll verlängert werden. Zusätzlich wird geprüft, ob Bewerber für das Amt des beruflichen Betreuers vorläufig registriert werden können, auch wenn der Sachkundenachweis noch nicht vollständig erbracht ist. Dies soll den finanziellen Einstieg erleichtern und den Beruf attraktiver machen.
Eik Schieferdecker, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Betreuungsvereine Sachsen-Anhalt, begrüßt die geplanten Erleichterungen, wie dpa berichtet. Er sieht darin notwendige Schritte und verweist auf bereits bestehende Pilotprojekte. Als Beispiel nennt er die Situation von Angehörigen, die kurzfristig die Betreuung übernehmen und dadurch emotional stark belastet sind. Hier sei Unterstützung besonders wichtig.
Schieferdecker weist jedoch darauf hin, dass die unzureichende Vergütung der Betreuungsvereine und Betreuer ein ungelöstes Problem bleibt. Mit 31 Prozent der Berufsbetreuer über 60 Jahre alt, stehe ein Generationenwechsel bevor, der einen hohen Bedarf an neuen Kräften schaffe. Findet man diese nicht, könnte die Aufgabe auf die öffentliche Verwaltung fallen, die damit Schieferdeckers Ansicht nach überfordert wäre.
Auch in anderen Bereichen wird die Bürokratie für ehrenamtliche Tätigkeiten als Hemmnis gesehen. So berichtet die Aktion Mensch auf ihrer Webseite über verschiedene Argumente für soziales Engagement und wie man typische Ausreden entkräften kann. Zeitmangel, fehlende Erfahrung oder die Sorge vor zu viel Verantwortung werden thematisiert und mit konkreten Beispielen und Lösungsansätzen begegnet.
Das Land Baden-Württemberg hat ebenfalls ein umfangreiches Arbeitsprogramm zum Bürokratieabbau aufgelegt, das auf Digitalisierung, Vereinfachungen im Verwaltungsvollzug und der Überprüfung des Bestandsrechts setzt. Auch hier wird die Digitalisierung als Schlüssel zur Vereinfachung von Verwaltungsleistungen gesehen.
Die Rheinpfalz berichtete bereits 2014 über die Herausforderungen der ehrenamtlichen Betreuung und die Unterstützung, die Betreuungsvereine wie der SKFM im Landkreis Bad Dürkheim bieten. Der Erfahrungsaustausch und die Fortbildungen spielen dabei eine wichtige Rolle.