September 10, 2024
Wertevermittlung an Schulen: Initiativen und Herausforderungen in Hessen

Parlament: Schwarz: Positives Echo auf neue Wertevermittlung an Schulen

Hessens Bildungsminister Armin Schwarz (CDU) hat in seiner ersten Regierungserklärung im hessischen Landtag in Wiesbaden die Einführung neuer Unterrichtsmaterialien zur Wertevermittlung an Schulen vorgestellt. Diese Materialien, die in der vergangenen Woche an Lehrerinnen und Lehrer verteilt wurden, haben laut Schwarz positive Rückmeldungen erhalten. Ziel dieser Initiative ist es, einer zunehmenden Respektlosigkeit in der Gesellschaft entgegenzuwirken.

Im aktuellen Schuljahr sollen die neuen Materialien insbesondere in den 2.100 sogenannten Intensivklassen eingesetzt werden. In diesen Klassen werden mehr als 36.500 geflüchtete und eingewanderte Kinder und Jugendliche gezielt in Deutsch gefördert. Schwarz betonte, dass die Schulen zentrale Orte für die Wertevermittlung und die Demokratieerziehung seien.

Respektlosigkeit in der Gesellschaft

Schwarz, der selbst über 16 Jahre als Lehrer tätig war, äußerte Besorgnis über die zunehmende Respektlosigkeit in der Gesellschaft. Er verwies auf verschiedene Formen von Diskriminierung wie Antisemitismus, Rassismus und Islamismus, die seiner Meinung nach zunehmen. In seiner Erklärung unterstrich er die Notwendigkeit, dass Schülerinnen und Schüler sich intensiv mit respektvollem Umgang, demokratischen Werten und den Grundrechten auseinandersetzen. „Gegenseitige Wertschätzung, auch bei unterschiedlichen Auffassungen, ist ein sehr hohes Gut“, so Schwarz.

Die Ausführungen des Ministers stießen jedoch auf breite Kritik von Seiten der Opposition. Diese bemängelte, dass die Probleme in den Schulen nicht allein durch neue Wertevermittlung gelöst werden könnten.

Erleichterung der Anforderungen für Quereinsteiger

Ein weiteres zentrales Anliegen von Schwarz ist die Erleichterung der Anforderungen für Quereinsteiger in den Lehrerberuf. Hessen plant, als erstes Bundesland die Regelungen dahingehend zu ändern, dass Personen mit einem Universitätsabschluss nach einem erfolgreichen Referendariat künftig nur ein Schulfach unterrichten können, um als vollwertige, verbeamtete Lehrkraft anerkannt zu werden. Bisher mussten Lehrer in der Regel mindestens zwei Fächer unterrichten. Diese Maßnahme soll helfen, dem Lehrermangel und den häufigen Unterrichtsausfällen in Hessen entgegenzuwirken.

Die Regierungsfraktionen von CDU und SPD haben bereits angekündigt, den entsprechenden Gesetzentwurf zeitnah im Landtag einzubringen. Viele Eltern in Hessen haben bereits ihre Besorgnis über den Lehrermangel geäußert.

Deutschförderung im Fokus

Schwarz hob zudem die Bedeutung der Deutschförderung hervor. Im neuen Schuljahr wurde in allen zweiten Klassen eine zusätzliche Deutschstunde eingeführt. Ein Pilotprojekt für eine weitere Deutschstunde in den dritten und vierten Klassen an 15 Grundschulen läuft ebenfalls weiter. Kinder mit Sprachdefiziten müssen ein Jahr vor der Einschulung verpflichtende Deutschkurse besuchen. Aktuell nehmen rund 19.000 Kinder an diesen Kursen teil, was fast einem Drittel der dann eingeschulten Kinder entspricht. Hessen gilt in diesem Bereich als bundesweiter Vorreiter.

Besorgnis über gesellschaftliche Entwicklungen

In seiner Regierungserklärung mit dem Titel „Haltung, Qualität und Tatkraft für unsere Schulen“ äußerte Schwarz auch Besorgnis über gesellschaftliche Entwicklungen, die seiner Meinung nach von der Opposition und bestimmten Interessengruppen heruntergespielt werden. Er nannte Themen wie die Legalisierung von Cannabis und die Diskussion um das „Gender-Esperanto“, die seiner Ansicht nach die Schulen und Kinder betreffen. Schwarz erklärte, dass die Landesregierung auf diese Herausforderungen mit „schwarz-roter Realpolitik“ reagiere.

Die Opposition hat in diesem Kontext zahlreiche Kritikpunkte geäußert. Daniel May von den Grünen warf Schwarz vor, sich in seiner Argumentation auf Randthemen zu konzentrieren, während die eigentlichen Probleme, wie der Lehrermangel und die psychischen Probleme vieler Schülerinnen und Schüler, nicht ausreichend angegangen würden.

Kritik an Quereinsteigerregelung

Der AfD-Abgeordnete Heiko Scholz kritisierte die geplante Regelung für Quereinsteiger als „verzweifeltes letztes Aufgebot der Regierung“. Er warnte davor, dass Quereinsteiger ohne pädagogische Vorkenntnisse und mit nur einem Unterrichtsfach die Qualität des Unterrichts gefährden könnten. Scholz forderte stattdessen großzügige Stipendien für Lehramtsstudenten in Mangelfächern sowie Quereinstiegsmodelle mit enger pädagogischer Weiterbildung und Betreuung.

Moritz Promny von der FDP äußerte, dass Schwarz in seiner Regierungserklärung lediglich „einen alten Hut“ präsentiert habe. Er verwies auf die zunehmende Gewaltbereitschaft an Schulen und die Zunahme rechtsextremer Vorfälle, während die Demokratiebildung und der Einfluss sozialer Medien vernachlässigt würden. Promny kritisierte auch, dass das Fach „Digitale Welt“ nur an 16 neuen Pilotschulen und 80 weiterführenden Schulen unterrichtet werde.

Insgesamt zeigt die Debatte um die neue Wertevermittlung an Schulen in Hessen, dass das Thema Bildung und die damit verbundenen Herausforderungen weiterhin stark polarisiert sind. Während die Landesregierung versucht, mit neuen Initiativen auf die gesellschaftlichen Entwicklungen zu reagieren, bleibt abzuwarten, wie diese Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden und welche Auswirkungen sie auf die Schulen und die Schülerinnen und Schüler haben werden.

Quellen: dpa, Zeit Online, Hessischer Rundfunk

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