Wolfgang Joop, der am 18. November seinen 80. Geburtstag feiert, blickt auf ein facettenreiches Leben zurück. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, verbringt der Modedesigner, Zeichner und Autor seinen Lebensabend auf dem umgebauten Anwesen seiner Großeltern in Potsdam, nahe dem Park Sanssouci. In einem Interview mit der dpa gewährte er Einblicke in sein Schaffen und seine Gedanken zum Älterwerden.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters zeichnet Joop, wie er der dpa erzählte, noch immer „sehr schnell“, fast so, als hätte er nicht mehr viel Zeit. Auf die Frage, warum er mit 80 Jahren noch arbeite, antwortete er, dass ihm viele Menschen rieten, endlich „vernünftig“ zu werden oder in den Urlaub zu fahren. Seine „Überpräsenz“ sei einigen zu viel gewesen. Er sei fleißig, fast preußisch, so Joop gegenüber der dpa, und habe früher jeden Job angenommen. Doch das Alter mache sich bemerkbar: „Früher brauchte ich keine Brille, jetzt funktioniert die, die ich gerade hatte, auch schon wieder nicht.“
Obwohl er sich „viel zu jung“ für 80 fühle und ihm immer noch die gleiche Kleidung passe wie vor 40 Jahren, habe er auch fünf Enkelkinder, was ihn von anderen Designern wie Armani oder Lagerfeld unterscheide, so Joop im dpa-Interview. Er trage am liebsten bequeme Kleidung und habe sein Leben lang Secondhand-Mode getragen, eine Attitüde, die aus dem Mangel seiner Internatszeit entstanden sei, wo er die Kleidung seines Großvaters trug. „Es kommt ja mehr auf die Pose an, als auf das, was man trägt“, betonte Joop gegenüber der dpa. Für ihn gehe es um die Persönlichkeit und die eigene Aura.
Den aktuellen Mainstream in der Mode sieht Joop kritisch. Die „Egalität“ sei unfassbar, so der Designer zur dpa, alle seien blond und beige. Er beobachte auch die zunehmende Angst vor Dysmorphophobie, die durch die unrealistischen Schönheitsstandards der sozialen Medien verstärkt werde.
Obwohl er ein-, zweimal bei H&M gewesen sei, habe er keine große Sympathie für die Marke, erklärte Joop im dpa-Interview. Ihm missfalle die „Lieblosigkeit und Respektlosigkeit“. Durch seine Arbeit mit der Firma Hess Natur habe er gelernt, wie man nachhaltig arbeiten kann und die „Würde der Kleidung“ wiederentdeckt.
Die Modewelt sei ein Planet, auf dem jeder landen könne, solange er talentiert oder schön sei oder etwas zu sagen habe, so Joop zur dpa. Aber man fliege auch schnell wieder raus. Mode habe einen Suchtcharakter, den Wunsch nach dem Kick und der Euphorie.
Supermodels wie Kate Moss, Nadja Auermann oder Claudia Schiffer, die wie Popstars mit Bodyguards aus dem Auto stiegen, gebe es heute nicht mehr, bedauerte Joop im Gespräch mit der dpa. Die heutige Zeit sei anders, es gebe keine Design- oder Model-Stars mehr, nur noch „Sex-Plastik-Frauen“ in halbnackten Outfits.
Joop erzählte der dpa auch von seiner Zeit als Kunstpädagogikstudent in Braunschweig, wo er Gemälde Alter Meister kopierte, um Geld zu verdienen. Er habe den Geruch von Terpentin geliebt und Restauratoren über die Schulter geschaut. Obwohl er an der Kunsthochschule war und sein Vater wollte, dass er Kunsterzieher wird, führte ihn sein Weg schließlich zur Mode, beeinflusst durch seine damalige Frau Karin.
Seine Rückkehr nach Potsdam, dem Ort seiner Kindheit, erklärte Joop im dpa-Interview mit einem „gewissen Suchtcharakter“, einer Sehnsucht nach Heimat. Er wolle sich, vielleicht altersbedingt, kaum noch wegbewegen. Nach dem Tod seiner Eltern habe er die Verpflichtung gespürt, das Anwesen für die nächste Generation zu erhalten.
Die Zahl 80 empfinde er wie einen schlechten Scherz, gestand Joop der dpa. Er sei nicht furchtbar gespannt auf das Alter. Weisheit stelle sich nicht ein, nur hin und wieder die „Kränkung des Körperlichen“, der Verlust an Energie. Er denke oft über den Tod nach und könne sich als jemand mit großer Vorstellungskraft das Nichts nicht vorstellen.
Eine wilde Geburtstagsparty werde es nicht geben, so Joop abschließend zur dpa. Partys seien anstrengend. Er wolle die „Opa-Pose“ einnehmen, sich seinen Enkeln widmen und abends mit engen Freunden zusammensein.
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