23.10.2024
Wolfspeeds Chipfabrik im Saarland auf Eis gelegt

Die Ankündigung des US-Chipherstellers Wolfspeed, die Pläne für den Bau einer gemeinsamen Fabrik mit der ZF-Gruppe im Saarland auf Eis zu legen, hat hohe Wellen geschlagen. Nicht nur die Politik, sondern auch potenzielle Kunden aus der Automobilindustrie und die Konkurrenz in der Halbleiterbranche zeigen sich überrascht von dieser Entscheidung. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet, sorgt die Nachricht für Verunsicherung in der Branche.

Große Hoffnungen ruhten auf den im Saarland zu produzierenden Siliziumkarbid-Chips (SiC). Diese kleinen, besonders energieeffizienten und schnellen elektronischen Bauelemente gelten als Schlüsseltechnologie für die Elektromobilität. Sie sollen die Reichweite von E-Autos erhöhen und gleichzeitig den Energieverbrauch senken, was einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der globalen Klima- und Umweltziele leisten würde.

Der Markt für SiC-Chips zählt laut dem Analystenhaus Markets and Markets zu den zukunftsträchtigsten und wachstumsstärksten Segmenten der gesamten Halbleiterindustrie. Die Prognosen gehen von einem Anstieg der weltweiten Umsätze von drei Milliarden Dollar im Jahr 2023 auf über 17 Milliarden Dollar im Jahr 2029 aus. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von fast 33 Prozent. Angesichts des erwarteten Nachfragebooms im Zuge der Verkehrswende investieren viele Chiphersteller derzeit massiv in die Produktion von SiC-Chips, darunter der deutsche Infineon-Konzern, die japanische Mitsubishi-Gruppe und die chinesische Silan-Gruppe. Weltweit befinden sich aktuell zwölf Fabriken für Siliziumkarbidchips in Planung, Bau oder Anlaufphase.

Obwohl das erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Material Siliziumkarbid in der heutigen Chipindustrie heiß begehrt ist und Ingenieure von seinen Vorteilen wie der einfachen Schaltungstopologie sowie den hohen Energie- und Leistungsdichten schwärmen, gestaltet sich die Herstellung der winzigen Schalt- und Speicherwunder aufwendig und komplex.

Bisher wurden SiC-Chips auf 150 Millimeter großen Wafern gefertigt. Die neuen Fabriken setzen jedoch auf 200-Millimeter-Wafer, wie sie bereits in einem der beiden Wolfspeed-Werke in den USA zum Einsatz kommen. Die sogenannte Mohawk-Valley-Fabrik in Marcy im Bundesstaat New York gilt als die modernste SiC-Fabrik der Welt.

Doch offenbar hat Wolfspeed noch mit technischen Schwierigkeiten bei der 200-Millimeter-Fertigung zu kämpfen. Gerüchten zufolge ist die Ausschussrate noch relativ hoch, und der Ausstoß liegt am unteren Ende des intern vorgegebenen Zielkorridors von 40 bis 50 Millionen Dollar pro Quartal. Seit vier Jahren schreibt Wolfspeed rote Zahlen, die sich auf insgesamt 765 Millionen Dollar summieren, bei einem Gesamtumsatz von lediglich 2,8 Milliarden Dollar im gleichen Zeitraum. Dies belastet den Aktienkurs, der seit seinem Höchststand von 141 Dollar im Dezember 2021 auf aktuell 15 Dollar eingebrochen ist.

Die Gründe für die Verzögerung des Projekts im Saarland sind vielfältig. Neben den technischen Herausforderungen dürften auch die finanziellen Schwierigkeiten von Wolfspeed eine Rolle spielen. So berichtete die „Saarbrücker Zeitung“, dass der Chiphersteller zusätzliche staatliche Unterstützung für den Bau der Fabrik gefordert habe. Die saarländische Landesregierung zeigte sich zwar grundsätzlich bereit, mehr Geld zu geben, doch die Verhandlungen gestalten sich offenbar schwierig.

Die Entscheidung von Wolfspeed, die Pläne für die Chipfabrik im Saarland zu verschieben, ist ein herber Rückschlag für die Region. Die Fabrik sollte bis zu 1000 Arbeitsplätze schaffen und galt als Leuchtturmprojekt für den Strukturwandel im Saarland. Ob und wann das Projekt wiederaufgenommen wird, ist derzeit unklar.

Quelle:

- https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/wolfspeed-in-not-die-boerse-straft-den-chiphersteller-ab-110065338.html - https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/landespolitik/saarland-gruene-halten-wolfspeed-aus-fuer-moeglich_aid-119083405
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