19.10.2024
Zuckerhaltige Getränke im Visier der Verbraucherberatung

Ernährung: Neue Rufe nach Zuckerbremse für Kindergetränke

In der aktuellen Diskussion um die Ernährung von Kindern und Jugendlichen rücken die zuckerhaltigen Getränke zunehmend in den Fokus. Verbraucherschützer und Experten warnen vor den gesundheitlichen Folgen des übermäßigen Zuckerkonsums, insbesondere bei Erfrischungsgetränken, die gezielt für jüngere Zielgruppen beworben werden. Diese Getränke, oft verpackt mit bunten Designs und beliebten Comicfiguren, enthalten häufig hohe Mengen an Zucker, die weit über den empfohlenen Tagesbedarf hinausgehen.

Zuckerhaltige Getränke im Fokus

Eine Untersuchung der Organisation Foodwatch hat ergeben, dass von 136 analysierten Getränken, darunter Limonaden, Energydrinks und Fruchtsäfte, im Durchschnitt 7,8 Prozent Zucker enthalten sind. Dies entspricht mehr als sechs Würfeln Zucker pro 250 Milliliter. Besonders besorgniserregend ist, dass nur drei der untersuchten Getränke, die speziell für Kinder vermarktet werden, keinerlei Zucker oder Süßstoffe enthalten. Der höchste Zuckergehalt wurde in einem Energy Drink festgestellt, der 15,6 Gramm Zucker pro 100 Milliliter aufweist, was in einer 500-Milliliter-Dose mehr als 26 Würfel Zucker entspricht.

Forderungen nach einer Zuckersteuer

Angesichts dieser Ergebnisse fordern Verbraucherschützer eine Einführung einer Zuckersteuer, ähnlich der britischen „Soft Drinks Industry Levy“, die seit 2018 in Kraft ist. Diese Steuer sieht vor, dass Hersteller bei einem Zuckergehalt von mehr als fünf Gramm pro 100 Milliliter 18 Pence pro Liter zahlen müssen. Bei einem Zuckergehalt von acht Gramm oder mehr erhöht sich die Steuer auf 24 Pence pro Liter. Die Idee hinter dieser Steuer ist es, Hersteller zu motivieren, die Rezepturen ihrer Produkte zu überarbeiten und den Zuckergehalt zu reduzieren.

Erfahrungen aus anderen Ländern

Die positiven Effekte dieser Steuer sind in Großbritannien bereits sichtbar. Studien zeigen, dass der Zuckerkonsum durch Softdrinks bei Kindern um etwa die Hälfte und bei Erwachsenen um ein Drittel gesenkt werden konnte. Experten weisen darauf hin, dass zuckerhaltige Getränke ein wesentlicher Risikofaktor für Übergewicht, Diabetes und Herzkrankheiten bei Kindern sind. Ernährungsexperten empfehlen daher, dass Kinder bevorzugt Wasser trinken sollten.

Politische Diskussion in Deutschland

In Deutschland wird seit einiger Zeit über die Einführung einer Limonadensteuer diskutiert. Während Bundesernährungsminister Cem Özdemir von den Grünen eine solche Maßnahme unterstützt, lehnt das FDP-geführte Finanzministerium sie ab. Die Koalition hat bisher keine Einigung erzielt, was zu einem Stillstand in der politischen Diskussion führt.

Reaktionen der Industrie

Die Lebensmittelindustrie hat sich vehement gegen eine Zuckersteuer ausgesprochen. Verbände argumentieren, dass Übergewicht und Adipositas bei Kindern multifaktorielle Ursachen haben, einschließlich genetischer Veranlagung, Bewegungsmangel und ungesunder Ernährungsgewohnheiten. Statt einer Steuer plädieren sie für Aufklärung und Bildung, um das Bewusstsein für gesunde Ernährung zu fördern.

Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährung

Zusätzlich zur Zuckersteuer fordern Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten auch weitere Maßnahmen, um die Ernährung von Kindern zu verbessern. Dazu gehören Altersgrenzen für den Verkauf von Energy-Drinks und striktere Werbebeschränkungen für ungesunde Produkte. Derzeit stagnieren jedoch gesetzliche Initiativen, die darauf abzielen, die Werbung für ungesunde Lebensmittel im Fernsehen zu regulieren.

Schlussfolgerung

Die Debatte um die Zuckerbremse für Kindergetränke ist ein komplexes Thema, das zahlreiche Aspekte der öffentlichen Gesundheit, der Industrieinteressen und der politischen Entscheidungsfindung umfasst. Während die gesundheitlichen Risiken eines hohen Zuckerkonsums unbestreitbar sind, bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen letztendlich ergriffen werden, um die Ernährung von Kindern in Deutschland zu verbessern und sie vor den negativen Auswirkungen überzuckerter Getränke zu schützen.

Quellen: dpa, Foodwatch

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