19.10.2024
Zukunft der Hochschulen im Gazastreifen unter Beschuss

Zerbombte Zukunft: die Hochschulen in Gaza

Die Hochschulen im Gazastreifen stehen vor einer verheerenden Realität, die durch den anhaltenden Konflikt und die militärischen Auseinandersetzungen geprägt ist. Die Zerstörung der akademischen Infrastruktur hat nicht nur das Leben von Tausenden von Studierenden und Lehrkräften beeinflusst, sondern auch die Zukunft der Bildung in dieser Region ernsthaft gefährdet. Die palästinensischen Universitäten, die einst Orte des Wissens und der Hoffnung waren, sind nun in Trümmern.

Nach Berichten von UN-ExpertInnen sind seit dem Beginn der militärischen Auseinandersetzungen im Oktober 2023 über 80 Prozent der Bildungseinrichtungen im Gazastreifen beschädigt oder zerstört worden. Dies umfasst nicht nur die Universitäten, sondern auch Schulen, die für die Ausbildung von Hunderttausenden von Schülerinnen und Schülern entscheidend sind. Die Islamische Universität von Gaza und die Al-Azhar-Universität sind nur einige der Institutionen, die durch Bombardierungen erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Die Zerstörung der Hochschulen hat weitreichende Folgen für die akademische Gemeinschaft. Viele Lehrkräfte, darunter angesehene Professoren und Forscher, haben ihr Leben verloren oder sind gezwungen, ins Ausland zu fliehen. Die verbleibenden Akademiker sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, in einer Umgebung zu arbeiten, die von Unsicherheit und Angst geprägt ist. Die Möglichkeit, Forschung zu betreiben oder Studierende auszubilden, ist stark eingeschränkt.

Ein besonders tragisches Beispiel ist das Schicksal von Dr. Refaat Alareer, einem bekannten Dichter und Professor für englische Literatur an der Islamischen Universität Gaza. Er wurde zusammen mit mehreren Familienmitgliedern während eines Luftangriffs getötet. Solche Verluste sind nicht nur persönliche Tragödien, sondern auch ein schwerer Schlag für die akademische Gemeinschaft, die auf die Expertise und das Engagement ihrer Mitglieder angewiesen ist.

Die Zerstörung der Hochschulen im Gazastreifen wird von vielen als ein gezielter Angriff auf die palästinensische Identität und Kultur angesehen. Die gezielte Tötung von Akademikern und die Zerstörung von Bildungseinrichtungen werden als Teil eines größeren Plans interpretiert, das intellektuelle und kulturelle Leben der Palästinenser zu untergraben. Experten warnen, dass dies nicht nur die gegenwärtige Generation betrifft, sondern auch langfristige Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung der palästinensischen Gesellschaft haben wird.

Die Frage, die sich viele stellen, ist, wie die Hochschulen im Gazastreifen in dieser schwierigen Zeit überleben können. Trotz der Zerstörung und der Herausforderungen gibt es Berichte darüber, dass einige Hochschulen versuchen, den Bildungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Online-Kurse und alternative Lehrmethoden werden eingesetzt, um den Studierenden weiterhin Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Diese Bemühungen sind jedoch oft unzureichend, um die enormen Verluste und die Zerstörung zu kompensieren.

Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, den betroffenen Hochschulen Unterstützung zukommen zu lassen. Programme zur Förderung des akademischen Austauschs und zur Unterstützung von geflüchteten Akademikern sind notwendig, um den Verlust an Wissen und Expertise zu mindern. Darüber hinaus ist es wichtig, die Stimmen der palästinensischen Akademiker zu hören und ihre Geschichten zu erzählen, um das Bewusstsein für die Situation im Gazastreifen zu schärfen.

Die Zerstörung der Hochschulen im Gazastreifen ist nicht nur ein Verlust für die Region, sondern auch für die gesamte Weltgemeinschaft. Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht, und der Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung sollte für alle Menschen unabhängig von ihrem Wohnort gewährleistet sein. Die internationale Gemeinschaft muss sich dafür einsetzen, dass die palästinensischen Hochschulen wiederaufgebaut werden und dass die Studierenden die Möglichkeit haben, ihre Ausbildung fortzusetzen.

In der Zwischenzeit bleibt die Zukunft der Hochschulen im Gazastreifen ungewiss. Die Zerstörung hat nicht nur die physische Infrastruktur betroffen, sondern auch das Vertrauen der Menschen in die Bildung und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Stimmen derjenigen, die in dieser Region leben und arbeiten, gehört werden, um eine nachhaltige Lösung für die Herausforderungen zu finden, mit denen sie konfrontiert sind.

Die Zerstörung der akademischen Welt im Gazastreifen ist ein Thema, das nicht ignoriert werden kann. Die Geschichten der verloren gegangenen Leben, der zerstörten Institutionen und der verwehrten Bildungschancen müssen erzählt werden, um das Bewusstsein für die Notlage der Menschen im Gazastreifen zu schärfen und um Unterstützung für den Wiederaufbau und die Wiederherstellung der Bildung in dieser Region zu mobilisieren.

Die Hochschulen in Gaza stehen vor einer zerbombten Zukunft, aber die Hoffnung auf Wiederaufbau und Erneuerung bleibt. Es liegt an der internationalen Gemeinschaft, diese Hoffnung zu unterstützen und sicherzustellen, dass Bildung für alle zugänglich bleibt.

Quellen: F.A.Z., Vertretung des Staates Palästina in Österreich, Jüdische Allgemeine.

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