14.10.2024
UN-Truppen im Libanon unter Beschuss: Internationale Gemeinschaft alarmiert

Angriffe auf UN-Soldaten im Libanon: Internationale Gemeinschaft besorgt

Die jüngsten Angriffe auf UN-Soldaten im Libanon haben international Besorgnis ausgelöst. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wurden seit Mittwoch Einrichtungen der UN-Friedenstruppe (UNIFIL) im Süden des Landes wiederholt von der israelischen Armee beschossen oder beschädigt. Mindestens vier Soldaten wurden dabei verletzt, 15 weitere mussten medizinisch behandelt werden.

UN-Generalsekretär Guterres warnt vor Kriegsverbrechen

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich besorgt über die Angriffe und betonte, dass Angriffe auf Friedenssoldaten gegen das Völkerrecht verstoßen und ein Kriegsverbrechen darstellen könnten. Er reagierte damit auf die wiederholten Angriffe der israelischen Armee auf UNIFIL-Einrichtungen im Libanon. Guterres stellte klar, dass die UN-Truppen ihre Positionen nicht räumen werden, wie es Israels Premierminister Benjamin Netanjahu gefordert hatte. Ein solcher Schritt läge ohnehin nicht in seiner Macht, da die UN-Truppen ein Mandat des UN-Sicherheitsrates haben und nur dieser den Einsatz beenden könnte.

Israel sieht UN-Soldaten als "Geiseln der Hisbollah"

Netanjahu betrachtet die Blauhelmsoldaten als "Geiseln der Hisbollah", da die Terrorgruppe Angriffe auf Israel aus der Nähe von UN-Einrichtungen starte. Die UN hingegen argumentieren, dass Israel seine Truppen so nah an den UN-Stützpunkten stationiere, dass sie faktisch zu einem Ziel würden. Dies stelle eine ernsthafte Bedrohung für die Friedenstruppe dar. UN-Soldaten in Libanon vermuten, dass sich Israel an der Überwachungsfunktion der UNIFIL stört, die Angriffe sowohl von israelischer als auch von Hisbollah-Seite protokolliert. Wie schon beim Einmarsch in den Libanon im Jahr 2006 nimmt Israel derzeit Kameras und Aussichtstürme der Blauhelme ins Visier.

Internationale Kritik an Israels Vorgehen

Die Angriffe auf die UN-Soldaten wurden weltweit kritisiert. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin forderte von Israel, die Sicherheit der UN-Truppen zu gewährleisten, kündigte aber gleichzeitig die Lieferung weiterer Waffensysteme an Israel an. Andere Länder wie Spanien, Irland und Portugal fordern einen Waffenboykott gegen Israel. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez ging sogar noch weiter und rief die EU-Staaten dazu auf, das Freihandelsabkommen mit Israel auszusetzen.

In einer am Rande eines EU-Außenministertreffens in Luxemburg veröffentlichten Erklärung wurde zwar nicht von einem Abkommen die Rede sein, die Angriffe der israelischen Streitkräfte wurden jedoch als ein schwerer Verstoß gegen das Völkerrecht verurteilt und als völlig inakzeptabel bezeichnet. Auch die Bundesregierung forderte Aufklärung zu den Angriffen auf UN-Einrichtungen. "Alle Konfliktparteien, auch die israelische Armee, sind verpflichtet, ihre Kampfhandlungen ausschließlich gegen militärische Ziele der anderen Konfliktpartei zu richten", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.

Hisbollah greift Israel mit Raketen und Drohnen an

Die Hisbollah im Südlibanon griff in den vergangenen Tagen wiederholt mit Raketen und Drohnen Ziele in Israel an. Auf dem Militärstützpunkt Binjamina wurden nach Angaben der Armee am Sonntag vier Soldaten getötet und sieben weitere schwer verletzt. Die Propaganda-Abteilung der Hisbollah und ihre Anhänger behaupteten in den sozialen Medien noch am Sonntagabend, bei dem Angriff Generalstabschef Herzi Halewi getötet zu haben. Was sich allerdings schnell als falsch herausstellte. Der Angriff sei "klein im Vergleich zu dem, was den Feind erwartet, wenn er sich zur Fortsetzung der Angriffe auf unser stolzes Volk entschließt", drohte die Hisbollah.

Hisbollah setzt erstmals Drohnen ein, die israelisches Radar umgehen können

Bei dem Angriff setzte die Hisbollah nach eigenen Angaben zum ersten Mal Drohnen ein, die in der Lage sind, "das israelische Luftabwehrradar zu umgehen". Tatsächlich wurde die Luftabwehr des Landes offenbar von dem Angriff überrascht. Jedenfalls ist bisher unklar, warum die Drohne nicht abgefangen werden konnte. Nach Agenturangaben wurde kein Luftalarm ausgelöst. Seit Kriegsbeginn wurden nach Angaben des Instituts für Nationale Sicherheitsstudien 67 israelische Zivilisten und Soldaten bei Hisbollah-Angriffen getötet.

Diplomatische Bemühungen um Waffenstillstand gescheitert

Die diplomatischen Bemühungen, einen Waffenstillstand für Libanon oder auch Gaza zu erreichen, sind angesichts der Lage zum Erliegen gekommen. Im Gazastreifen hat die israelische Armee einen neuen Angriff auf den Norden der Enklave gestartet, alle dort verbliebenen etwa 400.000 Menschen wurden zur Flucht nach Süden aufgefordert. Am Montag kamen nach palästinensischen Angaben 22 Menschen bei einem Angriff auf eine als Flüchtlingslager genutzte Schule ums Leben, darunter 15 Kinder. Die israelische Armee kündigte eine Untersuchung an. Am Tag zuvor sollen bei einer Drohnenattacke fünf spielende Kinder getötet worden sein.

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